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Präsidentschaftswahl: René Préval will Haiti den Frieden bringen

Der künftige Präsident von Haiti, René Préval, steht vor einer fast unlösbaren Herausforderung.

Port-au-Prince - Préval will dem Land Frieden bringen. Seit langem herrschen im «Afrika der Karibik» Anarchie und Gewalt. Funktionierende staatliche Strukturen gibt es nicht. Eine internationale Truppe, die zur Stabilisierung Haitis entsandte UN-Truppe MINUSTAH, ist bisher gescheitert. Préval (63) hat jetzt die demokratische Legitimation, das Land zu regieren, doch etwa die Hälfte der Bevölkerung hegt tiefes Misstrauen gegen den Mann, der ein enger Vertrauter des vor zwei Jahren gestürzten Vorgängers Jean- Bertrand Aristide war.

Viele Repräsentanten der politischen Elite und der haitianischen Geschäftswelt hatten Préval verhindern wollen, weil sie befürchteten, dass mit ihm auch Aristide in die Politik Haitis zurückkommen würde. Dieser hatte von seinem Asyl in Südafrika aus versucht, mit Hilfe der von ihm finanzierten Banden die Lage in Haiti zu beherrschen. Und er hat angekündigt, in der Politik Haitis wieder eine Rolle spielen zu wollen.

Haiti ist nach jahrzehntelanger Diktatur wirtschaftlich, sozial und politisch so am Ende, dass ihm als letzte Rettung ein internationales Protektorat drohte. Préval galt bis Ende des vergangenen Jahres als Zwillingsbruder von Aristide, doch im Gegensatz zu seinen Vorgängern, und eben auch zum ehemaligen Armenpriester Aristide, hat er sich angeblich nicht bereichert, als er von 1996 bis 2001 an der Macht war.

Nach dem Ende seiner Amtszeit zog sich Préval, ein Agronom, aus der Politik zurück, ging in seine Heimat Marmelade: Er widmete sich dort unter anderem der Musik, während Präsident Aristide das Land mit seinen Todesschwadronen terrorisierte und ausbeutete. Préval gründete drei Musikschulen, darunter auch eine für klassische Musik.

Im Wahlkampf, in den er erst im Oktober 2005 eintrat, glänzte er vor allem durch Schweigen. Seine Popularität wird offenbar immer noch auf die Verbindung zu Aristide, zu dem er nach eigenem Bekunden keinen Kontakt hat, zurückgeführt. Er trat mit einer eigenen Partei, der «Lespwa» (Hoffnung) an, und nicht mehr als Kandidat der Aristide- Partei «Fanmi Lavalas». In der Cité Soleil, wo die Banden und Anhänger Aristides beheimatet sind, holte Préval 90 Prozent der Stimmen.

«Während die anderen in der Hauptstadt große Reden schwangen, habe ich den Kontakt zur Bevölkerung gepflegt», sagte er wenige Tage vor dem Wahltag. Und: «Ich werde der Präsident sein, der Haiti den Frieden bringt.» Als am vergangenen Wochenende zu befürchten war, dass Preval nicht im ersten Wahlgang siegen würde, marschierten seine Anhänger zu Tausenden aus den Armenvierteln auf die Straßen, errichteten Barrikaden und bedrohten unter anderem den Wahlrat. Die Bilanz: Mindestens ein Toter und zahlreiche Verletzte.

Die internationale Gemeinschaft erschrak dermaßen, dass eine Lösung und die nötigen Stimmen gefunden wurden, die Preval wieder die absolute Mehrheit verschafften. (Von Franz Smets, dpa)

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