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Präsidentschaftswahlen: Le Pen verweigert Sarkozy Unterstützung

Kurz vor dem mit Spannung erwarteten TV-Duell liegt UMP-Kandidat Nicolas Sarkozy in den Umfragen weiter knapp vor seiner Konkurrentin Ségolène Royal. Rechtsaußen Le Pen empfahl seinen Anhängern indessen einen Wahlboykott.

Paris - Mit einem Aufruf an seine 3,8 Millionen Wähler zur Stimmenthaltung hat der Rechtsradikale Jean-Marie Le Pen die französische Präsidentenwahl wieder offener gestaltet. Fünf Tage vor dem Stichentscheid am Sonntag lag der konservative Kandidat Nicolas Sarkozy in mehreren Umfragen mit 52 bis 53 Prozent vor seiner sozialistischen Konkurrentin Ségolène Royal mit 47 bis 48 Prozent. Doch Sarkozy konnte bisher auf eine starke Stimmübertragung aus Le Pens Lager setzen. Eine Vorentscheidung für die Wahl könnte nun das direkte TV-Duell Sarkozys mit Royal an diesem Mittwoch bringen.

Bei seiner traditionellen Mai-Ansprache erklärte Le Pen vor 15.000 Anhängern in Paris, Sarkozy habe mit seiner "Illusionsnummer" viele Bürger getäuscht und ihm sein "Programm gestohlen". Royal und Sarkozy seien "Kandidaten des Systems", die mit ihrer "Medienmacht erneut die Wähler in die Irre geführt" hätten. Le Pen rief seine Wähler "auf, sich massiv der Stimme zu enthalten", um "bei der Parlamentswahl im Juni Revanche zu nehmen". Seine Nationale Front könne dann in vielen Wahlkreisen für die Entscheidung sorgen.

Royal bezirzt Bayrou

Sarkozy hatte vor dem ersten Wahlgang mit nationalen Parolen massiv um Le Pens Wähler geworben, aber ein Bündnis abgelehnt. Zur Stichwahl umwerben er und Royal gleichermaßen die 6,82 Millionen Wähler des Zentrumspolitikers François Bayrou, der im ersten Wahlgang mit 18,57 Prozent ausgeschieden war. Bayrou stellte seinen Wählern die Entscheidung frei und will mit einer noch zu gründenden Demokratischen Partei als dritter Kraft zur Parlamentswahl antreten.

Mit einem klaren Bekenntnis zur Marktwirtschaft ging Royal auf Bayrou zu und brachte den Ex-Wirtschaftsminister Dominique Strauss-Kahn als ihren Premierministerkandidaten ins Gespräch. Strauss-Kahn kämpft für eine "sozialdemokratische Erneuerung" der Sozialisten und wird von Bayrou als Fachmann hoch geschätzt. Strauss-Kahn könne "ein sehr guter Premierminister sein, wenn ich mich so entscheiden sollte", sagte Royal der "Monde". Sie schloss auch eine Ernennung Bayrous zum Regierungschef nicht aus, falls es zu einem Bündnis zur Parlamentswahl im Juni kommen sollte.

Gewerkschaften für Royal

Umfragen zufolge sind drei von zehn Bayrou-Wähler unentschlossen, wem sie in der Stichwahl ihre Stimme geben. Gut 40 Prozent neigen zu Royal und 32 Prozent zu Sarkozy. Die Gründung einer Demokratischen Partei findet die Zustimmung von 64 Prozent aller Franzosen.

Die Gewerkschaften machten auf ihren Mai-Kundgebungen für ihre überwiegende Kritik an Sarkozy keinen Hehl. Der Chef der Gewerkschaft CFDT, François Chérèque, erklärte in Metz, er werde "mit Zähnen und Klauen" das Recht der Gewerkschaften in den Betrieben verteidigen, das ein Erbe der Proteste vom Mai 1968 sei. Sarkozy hatte erklärt, er wolle das Erbe von 1968 "liquidieren", denn die "68er" machten "keinen Unterschied zwischen gut und böse, wahr und falsch". Der für Royal streitende Grünen-Politiker und Studentenführer von 1968, Daniel Cohn-Bendit, hatte dem entgegnet: "Von der Liquidierung von '68 zu reden ist Bolschewismus." (tso/dpa)

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