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Wladimir Putin im Vatikan.

© REUTERS

Privataudienz bei Franziskus: Papst fordert von Wladimir Putin „ernsthafte Anstrengungen für Frieden“

Papst Franziskus redet mit Wladimir Putin über den Ukraine-Konflikt und ermahnt den russischen Präsidenten. Doch Putin verweist lediglich auf die Folgen der Sanktionen für sein Land.

Papst Franziskus hat Russlands Präsidenten Wladimir Putin bei einer Audienz im Vatikan zu einer "ernsthaften Anstrengung" für den Frieden in der Ukraine aufgefordert. Bei dem knapp eine Stunde dauernden Treffen überreichte der Papst Putin am Mittwoch ein "Friedensengel"-Medaillon mit den Worten, "dieser Engel gewinnt alle Kriege und predigt Solidarität unter allen Völkern". In einer Erklärung hieß es, beide hielten die Rückkehr einer "Atmospähre des Dialogs" für notwendig. Die griechisch-katholische Minderheit in der Ukraine wirft dem Vatikan vor, Russland für dessen Rolle im Ukraine-Konflikt nicht entschieden genug zu kritisieren.

Am Mittwoch nahm der Papst seinen Gast aber in die Pflicht. Er ermahnte Putin laut der Vatikan-Mitteilung, "ernsthaft" Frieden in der Ukraine anzustreben und mitzuhelfen, die Bestimmungen des Minsker Waffenstillstandsabkommens umzusetzen. Das Abkommen vom Februar sieht einen Waffenstillstand und politische Schritte zur Überwindung des Konfliktes vor. Das Aufflammen der Kämpfe in den vergangenen Tagen haben aber Zweifel daran verstärkt, dass Minsk je umgesetzt wird. Bei einem Treffen mit Italiens Regierungschef Matteo Renzi am Nachmittag in Mailand hatte Putin die Auswirkungen der EU-Sanktionen gegen Russland auf Italien benannt: Arbeitsplätze und Aufträge für italienische Firmen im Wert von einer Milliarde Euro seien entfallen. "Ich zähle darauf, dass wir früher oder später die Restriktionen überwinden", sagte Putin nach dem Treffen mit Renzi.

Eskalation in der Ukraine

Erst am Montag hatten die führenden Industrienationen auf ihrem G7-Gipfel in Elmau mit einer Verschärfung der Sanktionen gedroht, sollte Putin nicht zur Befriedung der Ukraine-Krise beitragen. Der aus dem Kreis ausgeschlossene Kreml-Chef gab sich davon unbeeindruckt. Die G7, der auch Italien angehört, seien schließlich "nur ein Club". Renzi zeigte sich gegenüber seinem Gast außerordentlich versöhnlich. Die Staatengemeinschaft wolle Russland zurück an Bord haben, um die Krisen im Irak, in Libyen und in Syrien zu überwinden, sagte Italiens Regierungschef und schlug dabei einen entschiedenen sanfteren Ton an als US-Präsident Barack Obama, der Putin Anfang dieser Woche die Hauptschuld an der jüngsten Eskalation in der Ostukraine zuwies.

Sollte sich Moskau stärker für einen Frieden in der Ukraine einsetzen, "dann würde es uns erlauben, das eine Element der Spaltung zwischen uns vom Tisch zu fegen", sagte Renzi. Für Putin sei das Minsker Abkommen "wegweisender Stern, Kompass und Referenzpunkt" zur Lösung der Krise, lobte Renzi. Putin wiederum erneuerte seine Position, in der Ukraine an der Seite der Separatisten kämpfende Russen seien sämtlich Freiwillige, die einem "Ruf des Herzens" folgten. Die Beziehungen zwischen Rom und Moskau, insbesondere auf wirtschaftlicher Ebene, waren noch vor Beginn der Ukraine-Krise derart eng, dass die an Russland grenzenden baltischen Staaten die aus Italien stammende EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini als zu nachsichtig mit Putin kritisierten. Italien ist Russlands drittgrößter Handelspartner nach China und Deutschland. Vergangenes Jahr unterzeichneten beide Länder Verträge in Höhe von über 30 Milliarden Euro. (AFP)

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