zum Hauptinhalt
Afghaninnen protestieren am 22. Dezember in Kabul.

© AFP

Protest gegen die Taliban: Frauen in Afghanistan demonstrieren weiter gegen Universitätsverbot

Die Taliban in Afghanistan haben Frauen von allen Hochschulen verbannt. In Herat im Westen des Landes lösten die Islamisten jetzt offenbar Proteste gewaltsam auf.

In der westafghanischen Stadt Herat haben am Samstag Dutzende Frauen gegen ihre Verbannung von den Universitäten des Landes protestiert. Mit Parolen wie „Bildung ist unser Recht“ seien sie in Kleingruppen auf die Straße gegangen, sagte eine Demonstrantin der Deutschen Presse-Agentur.

Die Frauen versammelten sich demnach vor dem Büro des Provinzgouverneurs. Die Taliban hätten die Proteste dann mit Wasserwerfern und Schlagstöcken aufgelöst, hieß es weiter. Videos in den sozialen Netzwerken zeigten ein Feuerwehrauto, das die Demonstrantinnen mit einer Flüssigkeit besprühte.

In der Hauptstadt Kabul zeigten die Taliban am Samstag erhöhte Militärpräsenz. Auch dort hatten am Donnerstag Dutzende Frauen gegen das kürzlich verhängte Universitätsverbot demonstriert (Foto). Berichten zufolge wird seitdem mindestens eine der Frauen vermisst.

Taliban-Regierung soll bei Verbot gespalten sein

Am Dienstag hatten die Taliban in Afghanistan mit sofortiger Wirkung Frauen von allen Hochschulen verbannt. Seit ihrer Machtübernahme im August 2021 haben die Islamisten Frauenrechte massiv eingeschränkt. Mädchen und Frauen sind vom öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossen. Frauen, die für ihre Rechte protestierten, wurden in der Vergangenheit immer wieder, teils auch über mehrere Wochen, festgehalten.

Einem Medienbericht zufolge ist die Taliban-Regierung wegen des Uni-Verbots gespalten. Innenminister Siradschuddin Hakkani und Verteidigungsminister Mullah Jakub Mudschahid sollen eine Wiedereröffnung der Universitäten für Frauen diskutiert haben, berichtete der für gewöhnlich gut informierte afghanische Sender Tolonews unter Berufung auf eine namentlich nicht genannte Quelle im Innenministerium am Freitag.

Die beiden Taliban-Minister sollen demnach nach der breiten Kritik an der Entscheidung in die Südprovinz Kandahar zu Gesprächen mit Taliban-Führer Haibatullah Achundsada reisen.

Der Taliban-Minister für Höhere Bildung, Scheich Neda Mohammed Nadim, hatte das Universitätsverbot für Frauen am Donnerstag in einem Interview im Staatsfernsehen verteidigt. Den drastischen Schritt begründete der Hardliner mit Widersprüchen zur islamischen Rechtsauffassung der Taliban.

Dazu zählten etwa, dass Studentinnen die islamischen Kleidervorschriften nicht beachteten oder aus den Provinzen ohne männliche Begleitung an die Unis kämen. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false