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Proteste: 93 Mönche in Tibet festgenommen

In China ist es erneut zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Mönchen und Sicherheitskräften gekommen. Auslöser soll die Festnahme eines Tibeters sein, der zur tibetischen Unabhängigkeit aufgerufen hatte.

In Golog, einem Landkreis in der großteils von Tibetern bewohnten Provinz Qinghai, stürmten am Samstag hunderte Menschen eine Polizeistation, berichtete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. „Sie griffen Polizisten und Regierungsangehörige an“, hieß es in der Meldung. „Mehrere Regierungsbeamte wurden verletzt.“ Rund 30 Menschen sollen den Polizeiposten bis zum Sonntagmorgen besetzt gehalten haben, bevor die Sicherheitskräfte die Station zurückerobern konnten. 95 Beteiligte seien festgenommen worden, wobei es sich „mit zwei Ausnahmen um Mönche des La’gyab-Klosters handelt“, so die offizielle Nachricht.

Auslöser der Proteste soll die Festnahme eines Tibeters gewesen sein, den die Polizei wegen öffentlichen Aufrufen zur tibetischen Unabhängigkeit verhaftet habe. Unabhängige Informationen über die Vorfälle gab es zunächst nicht.

Lage ist seit Wochen angespannt

Der Protest in Golog ist der erste größere Tibeteraufstand des Jahres. In den tibetischen Gebieten, zu denen neben der sogenannten Autonomen Region Tibet auch weite Teile der Provinzen Qinghai, Gansu, Sichuan und Yunnan gehören, ist die Lage seit Wochen angespannt. Nachdem im vergangenen März in vielen Klöstern demonstriert worden war und bei Zusammenstößen mit der Polizei zahlreiche Menschen starben, soll eine hohe Militärpräsenz neue Proteste im Keim ersticken.

Anlässe für Kundgebungen hätten unzufriedene Tibeter reichlich. Der 10. März markierte das 50. Jubiläum des brutal niedergeschlagenen Aufstands von 1959, bei dem zehntausende Tibeter gegen die chinesische Obrigkeit aufbegehrt hatten. Am 28. März, dem 50. Jahrestag der Flucht des Dalai Lama nach Indien, will Peking einen neuen Feiertag einführen, an dem der „Befreiung von der Leibeigenschaft“ gedacht werden soll. Die Kommunistische Partei versucht damit ihr eigenes Geschichtsbild zu zementieren, wonach sie die Tibeter aus der Sklavenhalterei befreit habe.

Als Teil der Propagandakampagne veröffentlicht die offizielle Volkszeitung am Montag einen Aufruf des Panchen Lama, der von Peking ernannten zweithöchsten tibetischen Religionsinstanz. „Das hart verdiente glückliche Leben der heutigen Tibeter sollte sehr gewürdigt werden“, heißt es darin entsprechend der Parteilinie. Der Dalai Lama hatte Peking am 10. März vorgeworfen, das Leben der Tibeter zur „Hölle auf Erden“ gemacht zu haben.

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