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Politik: Proteste gegen Gaza-Abzug abgebrochen

Polizei kesselt Siedler bei großer Hitze ein / Knesset lehnt Verschiebung der Räumung ab

Die Taktik der Polizei und das Wetter haben in Israel die Gegner des Abzugs aus dem Gazastreifen besiegt: Die meisten der Demonstranten verließ am Mittwoch den Ort Kfar Maimon unweit des Gazastreifens. Die restlichen Siedler-Sympathisanten versuchten am Abend, wie geplant bis zu den Siedlungen vorzudringen, die geräumt werden sollen. Sie wurden jedoch von der Polizei gestoppt. Mit ihrer Aktion protestieren die jüdischen Siedler gegen die Abzugspläne der israelischen Regierung. Bis Mitte August sollen alle rund 8000 jüdischen Siedler den Gazastreifen verlassen. Zudem sollen vier Siedlungen im Westjordanland mit rund 400 Bewohnern geräumt werden.

Was wie der Beginn einer großen gewaltsamen Konfrontation zwischen Siedlern und Sicherheitskräften aussah, endete – vorläufig – mit einer Niederlage des nationalistischen Lagers. Anstatt zu Zehntausenden zum Siedlungsblock Gush Katif im Gazastreifen zu marschieren, kehrten die meisten Protestierer heim, die Mehrheit in die Siedlungen im Westjordanland. Jedoch will der harte Kern der Demonstranten vor Ort bleiben und in den kühleren Nächten versuchen, das ursprüngliche Ziel des Protest- und Solidaritätsmarsches noch zu erreichen. Die Polizei, die das Nachtlager der Marschteilnehmer in Kfar Maimon seit Montagabend umzingelt hat, will auch dies verhindern. Einmal ist der Marsch nicht genehmigt, zudem wurden Gush Katif und die übrigen Siedlungen im Gazastreifen sowie dessen unmittelbare Umgebung zur militärischen Sperrzone erklärt. Das Gebiet dürfen nur Bewohner betreten.

An den Straßen waren aber am Mittwochnachmittag an vielen Stellen ganze Familien und Gruppen Jugendlicher zu beobachten, die versuchen wollen, in das Siedlungsgebiet einzudringen. Nach Angaben der Siedler ist das in den vergangenen Tagen Hunderten gelungen. Der Siedlerrat hatte sich noch Montagnacht als Sieger gesehen. Zuvor hatte die Polizei ihr ursprüngliches Verbot aufgehoben, so dass die 20000 Teilnehmer der Kundgebung in Netivot die erste Etappe des auf drei Tage angelegten Marsches Richtung Gazastreifen starten konnten. Doch aus dem Nachtlager in Kfar Maimon wurde ein Haftlager, weil die Polizei den Ort abriegelte und nur diejenigen herausließ, die nach Hause gehen wollten.

Dem polizeilichen Überraschungscoup folgte am Dienstag eine Hitze von 35 Grad, schützenden Schatten gibt es in der Region fast nicht. Daher gaben besonders Familien mit Kindern auf. Die zweite Marschetappe wurde auf die kühleren Abendstunden verschoben. Doch selbst um Mitternacht betrug die Temperatur noch immer 27 Grad. Und am Mittwochmorgen lautete die Wetterprognose: Bis zum Wochenende weiter steigende Temperaturen. Der Siedlerrat beschloss die Aktion abzubrechen, kündigte aber für die nächsten Wochen einen neuen Marsch an.

Zur gleichen Stunde räumte in Jerusalem die Knesset das letzte Hindernis für die Umsetzung von Ariel Scharons so genannten Loslösungsplan aus dem Wege. Der Antrag der nationalistischen Gegner des Planes, die Mitte August beginnenden Siedlungsräumungen sowie den anschließenden Truppenrückzug aus dem Gazastreifen zu verschieben, wurde mit 68 zu 43 Stimmen abgelehnt. Im Westjordanland wurde ein 13-jähriger Palästinenser von israelischen Siedlern erstochen. Es gab unterschiedliche Angaben darüber, ob Jugendliche den Palästinenser getötet hatten oder ein Erwachsener.

Charles Landsmann[Tel Aviv]

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