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Vor dem Oberlandesgericht Celle wird ab Donnerstag der Prozess gegen die 16-jährige Safia S. eröffnet.

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Prozess gegen 16-jährige Terrorverdächtige: Schon früh radikalisiert

Der am Donnerstag in Celle beginnende Prozess gegen die 16 Jahre alte Safia S. schreibt Justizgeschichte: Erstmals muss sich eine minderjährige Muslima wegen Terrorverdachts vor einem deutschen Gericht verantworten.

Von Frank Jansen

Der Fall ist auf traurige Weise einer der spektakulärsten in der Justizgeschichte der Bundesrepublik. Von diesem Donnerstag an muss sich erstmals eine minderjährige Muslima wegen Terrorverdachts vor einem deutschen Gericht verantworten. Der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Celle (Niedersachsen) verhandelt gegen die 16-jährige Safia S., die am 26. Februar in Hannover einen Bundespolizisten schwer verletzt hatte. Die Jugendliche, damals noch 15 Jahre alt, stach im Hauptbahnhof dem Beamten mit einem Gemüsemesser in den Hals. Der Polizist wurde lebensgefährlich verletzt. Aus Sicht der Bundesanwaltschaft handelte die Deutschmarokkanerin im Auftrag der Terrormiliz IS.

Die Anklage lautet auf versuchten Mord, gefährliche Körperverletzung und Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung. Laut Bundesanwaltschaft radikalisierte sich Safia S. Ende 2015 derart, dass sie sich die Ideologie des IS zu eigen machte. Im Januar flog sie nach Istanbul und soll dort Kontakt zu Mitgliedern der Terrormiliz aufgenommen haben, um nach Syrien zu gelangen. Die Mutter reiste jedoch Safia S. hinterher und brachte sie aus der Türkei nach Deutschland zurück. Die Jugendliche war aber, so die Anklage, bereits eine wandelnde Zeitbombe.

Auftrag zu "Märtyrertat"

Noch in Istanbul soll Safia S. von den IS-Leuten den Auftrag zu einer „Märtyrertat“ in Deutschland erhalten haben. Nach ihrer Rückkehr habe die Jugendliche über einen Messengerdienst in Kontakt zu Mitgliedern der Terrormiliz gestanden und um Hilfe bei der Planung des Attentats gebeten, sagt die Bundesanwaltschaft. Am Tag vor dem Angriff auf den Polizisten soll Safia S. dem IS ein selbst produziertes Bekennervideo geschickt haben.

Es ist niemals "Das Buch", das eine Straftat begeht. Es ist nicht die Bibel, die für die Auseinandersetzung in Irland sorgte. Es war auch nicht "Mein Kampf", das den 2. Weltkrieg entfesselte. [...] Es sind immer Menschen, die Straftaten begehen, und es sind immer Menschen, die manchmal dazu anstiften.

schreibt NutzerIn A.v.Lepsius

Die Radikalisierung der Schülerin begann vermutlich schon weit früher als 2015. Bereits mit neun Jahren tauchte Safia S. in einem Internetvideo neben dem salafistischen Prediger Pierre Vogel auf. Außerdem wandte sich auch der Bruder des Mädchens den Salafisten zu.

Kurz vor Beginn des Prozesses ist allerdings unklar, ob ein Mitangeklagter erscheint. Der 19-jährige Deutschsyrer Mohamad Hasan K. soll die Attentatspläne gekannt und die Behörden nicht informiert haben. Der Mann setzte sich im Sommer ab und sitzt in Griechenland in Auslieferungshaft. Offen ist auch, ob die Richter wegen des Alters der Angeklagten die Öffentlichkeit von der Hauptverhandlung ausschließen.

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