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Politik: Prozesseröffnung zwei Jahre nach Tod eines Asylbewerbers

Berlin - Zwei Jahre nach dem Tod eines Asylbewerbers in einer Dessauer Polizeizelle haben Menschenrechtsgruppen am Wochenende eine zügige Aufklärung des Falles gefordert. Bei Kundgebungen in Berlin und Dessau und einem Kongress der afrikanischen Community protestierten mehrere hundert Menschen gegen die Untätigkeit der Justiz, die bis heute unklar gelassen habe, wie Oury Jalloh aus Sierra Leone umgekommen ist.

Berlin - Zwei Jahre nach dem Tod eines Asylbewerbers in einer Dessauer Polizeizelle haben Menschenrechtsgruppen am Wochenende eine zügige Aufklärung des Falles gefordert. Bei Kundgebungen in Berlin und Dessau und einem Kongress der afrikanischen Community protestierten mehrere hundert Menschen gegen die Untätigkeit der Justiz, die bis heute unklar gelassen habe, wie Oury Jalloh aus Sierra Leone umgekommen ist. „Das Verhalten der Behörden ist peinlich, und wir erwarten, dass endlich eine ordentliche juristische Aufarbeitung beginnt“, sagte Markus Steckel von der Dessauer Beratungsstelle für die Opfer rechter Gewalt.

Oury Jalloh war 21 Jahre alt, als er am 7. Januar 2005 in einer Ausnüchterungszelle der Dessauer Polizei landete und dort verbrannte. Der Asylbewerber war mit Händen und Füßen an eine Pritsche gekettet und soll, so die Staatsanwaltschaft, aus Wut seine Matratze angesteckt haben. Wie er trotz Durchsuchung an ein Feuerzeug gekommen ist, blieb so ungeklärt wie die Frage, warum der Dienstgruppenleiter der Polizei mehrfach den Feueralarm abstellte, als es brannte. Das Landgericht Dessau hat nun vor wenigen Tagen das Hauptverfahren gegen den Dienstgruppenleiter zugelassen.

Dass zwei Jahre vergangen sind und das Gericht immer neue Brandgutachten geordert hat, ohne einen Prozess zu eröffnen, hat bei manchen den Eindruck erweckt, das Aufklärungsinteresse der Behörden gehe gegen null. Die Aufzeichnung hämischer Telefongespräche auf der Polizeiwache lässt Flüchtlingsgruppen zudem vermuten, rassistische Beamte hätten den Afrikaner verbrennen lassen. Nichts davon ist bewiesen, aber die Verdächtigungen sind nicht ausgeräumt. Kürzlich beschmierte die linke „Militante Gruppe“ die Häuser eines Arztes und eines Beamten und warf Brandsätze.

Im März soll der Tod des Oury Jalloh vor Gericht kommen, für manche Unterstützer aber kommt die Entscheidung zu spät. „Wir müssen Strategien gegen Rassismus und Polizeigewalt entwickeln“, sagte Cornelius Yufanyi . Er hat den Kongress der afrikanischen Community in Dessau am Samstag organisiert. Weil, wie er sagt, Oury Jalloh nicht der Einzige war.

Constanze von Bullion

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