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Politik: Putin will Russland massiv aufrüsten Reaktion auf US-Raketenabwehr / „Gefahr eines nuklearen Konflikts wächst“

Berlin - Unmittelbar vor dem G-8-Gipfel hat der russische Präsident Wladimir Putin vor den Folgen des geplanten US-Raketenschilds für die internationale Sicherheit gewarnt und eine massive Aufrüstung seines Landes angekündigt. Die „Möglichkeit zur Entfesselung eines nuklearen Konflikts“ werde durch das Abwehrsystem größer, sagte Putin dem „Spiegel“.

Berlin - Unmittelbar vor dem G-8-Gipfel hat der russische Präsident Wladimir Putin vor den Folgen des geplanten US-Raketenschilds für die internationale Sicherheit gewarnt und eine massive Aufrüstung seines Landes angekündigt. Die „Möglichkeit zur Entfesselung eines nuklearen Konflikts“ werde durch das Abwehrsystem größer, sagte Putin dem „Spiegel“. Russland sei nicht schuld, wenn ein neues Wettrüsten in Europa beginne. Zugleich kündigte der Präsident an, Russland werde das System seiner eigenen Nuklearwaffen vervollkommnen.

Putin widersprach zugleich dem Argument der USA, wonach vom Iran eine potenzielle Bedrohung ausgehe, gegen die der Raketenschild Schutz bieten soll. Iran besitze keine Raketen mit entsprechender Reichweite: „Hier soll ein Schutzwall geschaffen werden gegen etwas, was gar nicht existiert. Wir aber werden gezwungen, darauf zu reagieren.“ Durch den Raketenschild werde das strategische Gleichgewicht in der Welt gestört. „Um es wiederherzustellen, müssen wir ein System zur Überwindung dieser amerikanischen Waffen schaffen“, sagte Putin. Russland hatte am Dienstag eine neue Interkontinentalrakete mit atomar bestückbaren Mehrfachsprengköpfen getestet. Nach Angaben der Regierung in Moskau soll diese Rakete jeden Schutzschild überwinden können. Putin bezeichnete diesen Test wenig später als Antwort auf die US-Pläne in Mitteleuropa.

Die USA wollen in Tschechien ein Radarsystem und in Polen Abwehrraketen installieren, um sich damit vor Angriffen aus Staaten wie dem Iran und Nordkorea zu schützen. Die Regierung in Washington hat immer wieder betont, die Pläne seien nicht gegen Russland gerichtet. Dennoch hat dieses Vorhaben das ohnehin stark abgekühlte Verhältnis zwischen den USA und Russland noch weiter belastet. Nach ersten scharfen Reaktionen aus Moskau boten die USA Russland eine weitgehende Zusammenarbeit bei der Raketenabwehr an. Eine solche Einbindung Russlands forderte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Moskau lehnte das US-Angebot bisher allerdings kategorisch ab. Am Rande des G-8-Gipfels in Heiligendamm werden Putin und US-Präsident George W. Bush zu einem Gespräch zusammentreffen.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow besuchte unterdessen mehrere Inseln der zwischen Russland und Japan umstrittenen Kurilen. Sowjetische Truppen hatten die Inselgruppe im Zweiten Weltkrieg besetzt. Japan sieht sie nach wie vor als Teil seines Territoriums und fordert von Russland die Rückgabe der Inseln. Wegen dieses Konflikts haben beide Länder bis heute keinen Friedensvertrag unterzeichnet. Den Streit um die Kurilen wollen Putin und der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe bei ihrem bilateralen Treffen am Rande des G-8-Gipfels ansprechen. vs

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