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Reaktion auf Anschläge: UN bringen Personal in Afghanistan in Sicherheit

Die Vereinten Nationen reagieren auf den Angriff auf ein UN-Gästehaus vor einer Woche. Der Chef der operativen Nato-Zentrale für den Afghanistan-Einsatz kritisiert allerdings die Entscheidung der UN, Hunderte Mitarbeiter außer Landes zu bringen.

Der deutsche Vier-Sterne-General Egon Ramms, der auch ranghöchster deutscher Militär bei der Nato ist, hält die Entscheidung für schädlich für die Kooperation der internationalen Akteure im Land: „Der Abzug wird die Zusammenarbeit verlangsamen.“ Er fürchte ohnehin, „dass die Zeit in Afghanistan gegen uns spielt“. Auch die Afghanistan-Konferenz wird nun nicht wie geplant noch im Dezember, sondern erst kommenden Februar stattfinden. Damit verliere man wieder zwei wertvolle Monate, sagte Ramms.

Die Vereinten Nationen hatten am Donnerstag auf den Angriff auf ein UN-Gästehaus vor einer Woche reagiert. Die UN-Mission (Unama) in Afghanistan kündigte einen vorübergehenden „Ortswechsel“ von 600 internationalen Mitarbeitern an. Die Helfer werden außer Landes gebracht oder in sichere Regionen im Land geführt. Rund die Hälfte der ausländischen UN-Spezialisten für den Wiederaufbau ist betroffen. Während ihrer Abwesenheit wollen die UN für einen besseren Schutz ihrer Einrichtungen sorgen.

Kai Eide, der Chef der UN-Mission Unama, versuchte, die Bedeutung der Aktion zu relativieren. „Wir sprechen nicht von einem Abzug, wir sprechen nicht von einer Evakuierung“, so der Norweger. Die Mitarbeiter, die jetzt den Ort wechselten, hätten bislang nicht an „vorderster Front“ gestanden. „Unsere Organisation ist ein halbes Jahrhundert hier vor Ort, wir haben nicht vor, in nächster Zeit zu gehen“, ergänzte ein UN-Sprecher.

Das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) in Genf betonte, die Lebensmittellieferungen an die bedürftige Bevölkerung in dem zerrissenen Land gingen weiter. Für diese Transporte seien vornehmlich nationale Partnerorganisationen der UN zuständig.

Doch Diplomaten, die nicht namentlich genannt werden wollen, sprechen von einem „schweren Schlag“ für die UN-Mission und die Menschen in Afghanistan. „Der Winter bricht an und die UN-Hilfsagenturen funktionieren nur eingeschränkt“, so ein Diplomat. In Afghanistan wirken etwa das Kinderhilfswerk Unicef, das Welternährungsprogramm und das Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Auch ist noch unklar, wie lange die Aktion „Ortswechsel“ dauern wird.

Dass die Vereinten Nationen dringend handeln müssen, ist seit vergangener Woche klar. Taliban-Extremisten töteten bei dem Angriff auf das Gästehaus in Kabul fünf internationale UN-Helfer und drei Afghanen. Die UN-Mission war ursprünglich beauftragt, Fälschungen bei dem Urnengang zu verhindern. Nach dem Anschlag verlangte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon von der afghanischen Regierung besseren Schutz der Mitarbeiter.

Das Rote Kreuz will trotz angespannter Sicherheitslage seine humanitäre Operation fortsetzen. „Wir haben keine Pläne, das Land zu verlassen oder unsere Strategie zu verändern“, sagte der Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Simon Schorno, dem Tagesspiegel.

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