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Politik: Rechtsextremismus: "Das Miteinander konkret im Alltag praktizieren" - Henning Scherf (SPD), Bremen

Ein Jahr lang haben zwei Dutzend junge Leute gemeinsam Ideen gesammelt, organisiert und geprobt und einander kennen gelernt. Christen, Juden, Muslime.

Ein Jahr lang haben zwei Dutzend junge Leute gemeinsam Ideen gesammelt, organisiert und geprobt und einander kennen gelernt. Christen, Juden, Muslime. Jetzt verwandeln sie das 600 Jahre alte Bremer Rathaus in eine Mischung aus Diskothek, Kulturzentrum, und Internetcafe, dass manchem verdienten Mitarbeiter Angst und Bange wird ums kostbare Inventar. Hip-Hop im Senatssaal, Rap im Gobelinzimmer, Tanz, Folklore und Theater in der oberen Halle bis in die frühen Morgenstunden. Über 2000 sind gekommen. Das Bremer Rathaus hat auch das gut überstanden und gern ertragen.

Was tun gegen Rechtsextremismus, gegen Ausländerfeindlichkeit, gegen braune Schlägertrupps? Lichterketten, Schweigemärsche, Fackelzüge? Auch in Bremen hat es sie gegeben, und sie waren sicher nicht vergebens. Aber inzwischen scheinen mir die unzähligen kleinen, geduldigen und gelebten Formen des Miteinanders wichtiger - zum Beispiel die Vorbereitung zur Nacht der Jugend. In Bremen kenne ich eine Vielzahl solcher Projekte. Sie brauchen keine "antirassistischen" Etiketten. Sie sind es einfach. Fast nebenbei, aber gerade deshalb vielleicht viel wirksamer. Mehr davon! Gelegenheiten gibt es genug und überall: Überall Chancen, einander zuzuhören, aufeinander zuzugehen, Fremdheit zu überwinden, Freunde zu finden, Zivilcourage zu zeigen.

Ja, wir brauchen auch die Staatsakte und Gedenktage mit den großen, eindrücklichen und nachdenklichen Reden für Toleranz und Mitmenschlichkeit. Aber wichtiger scheinen mir die Reden im Kleinen, die Gespräche im Wohnzimmer, in der Küche, auf dem Schulhof, auf dem Sportplatz, in Gemeindehäusern und Freizeitheimen. Wir brauchen ein belastbares Netzwerk gelungener Begegnungen, positiver Beispiele und lebendiger Vorbilder - nicht symbolisch und quasi in Feiertagsstimmung, sondern alltäglich und selbstverständlich. In Bremen gibt es dafür seit langem viele gute Ansätze.

Denn: "Bündnisse gegen Rechts" kann man nicht ausrufen wie einen Generalstreik, verordnen wie ein Dekret und befristen wie einen Arbeitsvertrag. Bündnisse gegen Rechts leben von gelebter Toleranz, von tagtäglichem Engagement und von dauerhafter Entschiedenheit gegen Gewalt.

Was müssen die Bürger leisten[um der re]

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