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Politik: Rechtsextremismus: Ohne erhobenen Zeigefinger: Wie das Ausland über Rechtsextremismus in Deutschland berichtet

Überwiegend nüchtern und sachlich reagiert das Ausland bislang auf die jüngste Welle rechter Gewalt in Deutschland. Zwar wird vor allem in der Presse der Nachbarländer ausführlich über die rechtsextremen Gewalttaten berichtet.

Überwiegend nüchtern und sachlich reagiert das Ausland bislang auf die jüngste Welle rechter Gewalt in Deutschland. Zwar wird vor allem in der Presse der Nachbarländer ausführlich über die rechtsextremen Gewalttaten berichtet. Das Klischee vom "hässlichen Deutschen" wird dabei aber anders als früher kaum noch bemüht. Regierungen und Presseorgane verzichten darauf, den Deutschen im Allgemeinen rechtsextreme Neigungen nachzusagen. Die meisten Reaktionen entsprechen eher der Bitte von Bundeskanzler Gerhard Schröder, der dazu aufrief, Deutschland nicht "mit diesen wirklich schlimmen Entgleisungen" gleichzusetzen und hinzufügte, diese "fehlgeleiteten Glatzköpfe" dürften nicht für Deutschland stehen.

In den USA gibt es fast gar kein Echo auf die Vorfälle im fernen Deutschland, lediglich die großen Zeitungen bringen den einen oder anderen längeren Artikel. In Frankreich sind die Reaktionen insgesamt verhalten, von Vertretern der Regierung gab es keine Stellungnahmen. Im Radio und Fernsehen wird das Thema wenig behandelt, die großen Zeitungen allerdings berichten ausführlich. Dies geschieht deutlich nüchterner, als es nach der Wiedervereinigung und der danach zu beobachtenden Serie ausländerfeindlicher Gewalttaten der Fall war. Die Aufmachung der Zeitungsberichte ist vor allem nachrichtlich und wenig wertend. Nirgendwo wird der Eindruck erweckt, Deutschland werde von einem neuen Nationalismus erfasst. Es wird erwartet, dass die deutschen Behörden die rechte Gewalt in den Griff bekommen. Die linksliberale "Liberation" bemerkt zur breiten öffentlichen Debatte in Deutschland, die Diskussion über Extremismus sei in der Bundesrepublik lange Zeit tabu und Intellektuellen oder Anti-Faschisten vorbehalten gewesen.

In Polen werden ausländerfeindliche Akte als Hindernis für die erhoffte politische und wirtschaftliche Öffnung angesehen. "Wir wollen eine Öffnung der Märkte, aber ausländerfeindliche Handlungen untergraben diese Öffnung", sagt Jeremi Mordasewicz, der Direktor des polnischen Unternehmervereinigung BCC. Dass polnische Arbeitskräfte besonderen Gefahren ausgesetzt sein könnten, wird nicht befürchtet.

In der Türkei werden die Umtriebe deutscher Neonazis und die Reaktionen der Behörden darauf aufmerksam verfolgt. Auch hier ist die Berichterstattung sachlich. Jedoch spricht aus den Meldungen die Sorge um die Sicherheit der rund 2,5 Millionen Türken in der Bundesrepublik.

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