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Politik: Rechtsextremismus: Rechte Jugendliche gestehen Anschlag auf Asylbewerber

Dreieinhalb Monate nach dem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen haben zum Prozessauftakt am Montag vier Jugendliche aus der rechten Szene Geständnisse abgelegt. Die Frankenthaler Staatsanwaltschaft wirft den 15- bis 18-Jährigen versuchten Mord in sechs Fällen in Tateinheit mit versuchter besonders schwerer Brandstiftung vor.

Dreieinhalb Monate nach dem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen haben zum Prozessauftakt am Montag vier Jugendliche aus der rechten Szene Geständnisse abgelegt. Die Frankenthaler Staatsanwaltschaft wirft den 15- bis 18-Jährigen versuchten Mord in sechs Fällen in Tateinheit mit versuchter besonders schwerer Brandstiftung vor. Die jungen Männer sollen Mitte Juli vier Brandsätze auf ein Asylbewerberheim geworfen haben. Eine Mutter und zwei ihrer Kinder aus dem Kosovo wurden bei dem Anschlag schwer verletzt. Die Verhandlung findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, weil einige der Angeklagten minderjährig sind. Das Urteil wird für den 9. November erwartet.

"Es zeichnet sich ab, dass die Angeklagten den Hintergrund aus dem rechten Spektrum etwas zu verharmlosen suchen", sagte Staatsanwalt Henri Franck in einer Verhandlungspause. Bei den ersten Vernehmungen nach ihrer Festnahme im Juli hatten die Jugendlichen noch angegeben, dass sie die Tat aus Fremdenhass geplant hätten. Franck sagte, einen der Brandsätze hätten die Täter im Dunkeln in das einzige erleuchtete Zimmer des Asylbewerberheims geschleudert. Die drei anderen Brandsätze seien entweder an der Hauswand und am Zaun zerschellt oder hätten sich nicht entzünden lassen.

Die Angeklagten haben nach Francks Angaben in ihrer Freizeit Musik rechter Rockbands gehört. Bei dem ältesten Jugendlichen, der nach Auffassung der Staatsanwaltschaft den Brandsatz in das Asylbewerberheim geworfen hat, hätten sie sich zum Bier trinken, Haschisch rauchen und Playstation spielen getroffen. Dort sei ihnen auch die Idee zu dem Anschlag gekommen. Einer der Jüngeren habe zweimal an Veranstaltungen der rechtsextremen Jungen Nationaldemokraten (JN) teilgenommen. Organisiert seien sie in der rechten Szene jedoch nicht.

Derweil hat eine Gruppe von etwa 20 vermummten rechten Schlägern in Finsterwalde (Kreis Elbe-Elster) eine Wohngemeinschaft überfallen. In der Wohnung hielten sich zwei der linken Szene zugehörige Männer auf. Wie die Polizei in Cottbus erst am Montag berichtete, warfen die Täter am Sonnabend Fensterscheiben ein, drangen mit Gewalt in die Wohnung ein und verwüsteten die Einrichtung. Der Finsterwalder Bürgermeister Johannes Wohmann (FDP) sagte, es handele sich um eine "Qualität von Gewalt, die wir hier so noch nicht erlebt haben". Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

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