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Vor den Geldautomaten in Athen stehen die Menschen Schlange.

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Update

Referendum über Reformen: Die Griechen stürmen die Geldautomaten

Unter den griechischen Sparern grassiert nach der Ankündigung eines Referendums zum Reformprogramm die Angst. Vor den Geldautomaten bildeten sich lange Schlangen. Die Regierung ruft die Bevölkerung zur Ruhe auf.

Unmittelbar nach der Ankündigung der Volksabstimmung mit der Frage Ja oder Nein zu einem möglichen Sparprogramm haben sich vor den Geldautomaten in Griechenland lange Schlangen gebildet. Wie Augenzeugen berichteten und Fernsehsender am Samstagmorgen zeigten, warteten am zentralen Athener Platz von Kolonaki fast 40 Menschen vor dem Geldautomaten der National Bank of Greece. Auch in anderen Stadtteilen gab es ähnliche Bilder. Einige Geldautomaten waren wegen des Ansturms leer, berichteten Augenzeugen. Viele Griechen fürchten, dass egal was das Ergebnis des Referendums sein werde, ein Austritt Griechenlands aus der Eurogruppe unabwendbar sei und heben soviel Geld wie möglich ab.

"Die Banken werden nicht schließen"

Die kleinere griechische Regierungspartei rief die Bevölkerung zur Ruhe auf. Die Bürger sollten sich nicht einschüchtern lassen, sagte der Chef der rechtspopulistischen Unabhängigen Griechen, Panos Kammenos, am Samstag im griechischen Fernsehen. Das Land werde sich nicht erpressen lassen. "Die Banken werden nicht schließen", betonte Kammenos. Seinen Worten zufolge wird es an den Automaten weiter Geld geben.

Ministerpräsident Alexis Tsipras, der die größere Regierungspartei Syriza führt, hatte nach einer Dringlichkeitssitzung des Kabinetts angekündigt, das Volk am Sonntag in einer Woche über die von den internationalen Geldgebern verlangten Reformen abstimmen zu lassen. Eigentlich sollte bis Monatsende eine Einigung stehen und von den Parlamenten abgesegnet sein. Kammenos sagte dazu, das geplante Referendum werde Griechenlands Zukunft in der Europäischen Union nicht gefährden. Das griechische Parlament soll am Samstag zusammenkommen, um für das Referendum grünes Licht zu geben.

CDU-Politiker Krichbaum: Die Referendums-Entscheidung kommt zu spät

Nach der Ansicht des Vorsitzenden des EU-Ausschusses im Bundestag, Gunther Krichbaum (CDU), kommt die Ankündigung des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras, ein Referendum abzuhalten, zu spät. „Wenn Tsipras ein Referendum hätte abhalten wollen, dann hätte er es schon vor Monaten durchführen müssen“, sagte der CDU-Politiker dem Tagesspiegel am Sonntag. Die Referendums-Ankündigung ändere nichts daran, dass Griechenland am kommenden Dienstag 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen müsse, so Krichbaum: „Es war von Anfang an klar, dass die Rückzahlung der Tranche am 30. Juni um 24 Uhr ansteht.“ Falls sich die Euro-Finanzminister in Brüssel bei ihrem Treffen am Samstag auf eine bloße Verlängerung des Hilfsprogramms ohne Bedingungen um einige Tage zur Absicherung des geplanten Referendums verständigen sollten, müsse der Bundestag eingebunden werden, sagte Krichbaum weiter. „Auch in diesem Fall müsste das Plenum des Bundestages zustimmen“, erläuterte Krichbaum. (dpa/reuters/ame)

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