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Regierungskrise: Irlands Kabinett bricht auseinander

Chaostage im krisengeschüttelten Irland: Die Regierung von Premierminister Brian Cowen bricht auseinander. Sechs von 14 Ministern treten zurück.

Irland steht vor Neuwahlen: Nach dem Auseinanderbrechen der Regierung sollen die Bürger des krisengeschüttelten Landes am 11. März ein neues Parlament wählen. Das kündigte Premierminister Brian Cowen am Donnerstag an, nachdem zuvor sechs Minister ihren Rückzug aus dem Kabinett erklärt hatten. In den 60 Tagen bis zum Wahltermin sollen ihre Ressorts von den verbliebenen Ministern mit übernommen werden.

In einer hitzigen Parlamentsdebatte sprachen Abgeordnete von „Elend“ und „Schande“. Die Abgeordneten der Grünen als kleinere Regierungspartei verließen das Plenum.

Premierminister Cowen hatte am Dienstagabend in einem Versuch, die Krise in den Griff zu bekommen, als erster seinen Rücktritt angeboten. Nachdem ihm die Mehrheit der Abgeordneten seiner Fianna-Fail-Partei das Vertrauen ausgesprochen hatte, legte sein parteiinterner Widersacher, Außenminister Micheal Martin, sein Amt nieder.

Am Mittwochabend folgten dann Gesundheitsministerin Mary Harney, Justizminister Dermot Ahern, Transportminister Noel Dempsey und Verteidigungsminister Tony Killeen. Am Donnerstag trat auch noch Wirtschaftsminister Batt ÒKeeffe zurück. In den Wochen zuvor hatten bereits mehrere Staatssekretäre ihre Ämter niedergelegt.

Irlands Regierung ist in den Strudel der Finanzkrise geraten, die die Republik schwer getroffen hatte. Weil die Wähler über Irlands Schuldenberg und die angenommene Milliardenhilfe aus dem Rettungspaket der Europäischen Union erbost sind, wird erwartet, dass die derzeitige Regierung aus Fianna Fail und Grünen keine Chance auf eine Wiederwahl hat.

Wer das Land künftig führen wird, ist völlig offen. In den jüngsten Umfragen lag die Partei Fine Gael von Parteichef Enda Kenny mit 35 Prozent vor Labour (21 Prozent) und Cowens Fianna Fail sowie der katholischen Sinn Fein, die beide auf 14 Prozent kamen.

Unterdessen veröffentlichte das Wirtschaftsforschungsinstitut ESRI seine Winterprognose. Danach wollen noch in diesem Jahr 50 000 der 4,5 Millionen Menschen in Irland das Land verlassen. Das wäre die größte Auswanderungswelle seit 1989. Das Instititut prognostizierte ein vor allem vom Export getragenes Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent in diesem und 2,5 Prozent im nächsten Jahr. Der Binnenkonsom gehe dagegen weiter zurück, die Arbeitslosigkeit bleibe hoch. (dpa)

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