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Politik: Riad: Nehm ermittelt

Bundesanwalt untersucht Mord an Deutschem

Von Frank Jansen

Die Sicherheitsbehörden der westlichen Länder sind alarmiert: Nach der Serie von Anschlägen auf Ausländer in Saudi-Arabien wächst die Furcht, militante Islamisten könnten das Königreich auf unabsehbare Zeit mit Terrorangriffen überziehen und somit destabilisieren. Die Lage sei „besorgniserregend“, heißt es – deutlich wie selten zuvor – in deutschen Sicherheitskreisen. Das islamistische Terrornetz teile gezielte Schläge aus, in der Erwartung, eine doppelte Wirkung zu erzielen. Mit dem Geiseldrama in Chobar, dem 19 Ausländer und drei Saudis zum Opfer fielen, und weiteren Attentaten im Mai auf einen Deutschen in Riad und westliche Öl-Experten in Janbu sollten die „Ungläubigen“ aus dem Land vertrieben werden, in dem sich die heiligen Stätten von Mekka und Medina befinden. Und: Ein Exodus ausländischer Fachkräfte, vor allem in der Ölindustrie, soll die Wirtschaft des Königreichs treffen, um das Regime zu schwächen – oder sogar zu stürzen.

Zu der Serie von Angriffen auf Ausländer zählen die Sicherheitsbehörden inzwischen die Tötung des Deutschen Hermann D. in der saudischen Hauptstadt Riad am 22. Mai. Generalbundesanwalt Kay Nehm leitete vier Tage später, wie erst jetzt bekannt wurde, ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts auf Mord und Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung ein. Der 45 Jahre alte Hermann D. war auf der Prinz-Abdullah-Straße, einer viel besuchten Einkaufsmeile, regelrecht hingerichtet worden. Ein Täter schoss ihm in Kopf und Körper. Hermann D. hatte ein Catering-Unternehmen geleitet, das die staatliche Saudi-Arabian Airlines beliefert. Unterdessen hat sich offenbar Al Qaida im Internet zum Mord an Hermann D. bekannt. Auf der Homepage „Maaskar al Battar“ wird die Tötung eines „westlichen Ungläubigen, der deutscher Staatsangehöriger war“, mit der Hilfe der Bundesrepublik beim Antiterrorkampf der USA begründet. Bei „Maaskar al Battar“ hatte der mutmaßliche Al-Qaida-Anführer in Saudi-Arabien, Abdulasis al Mukrin, Anfang des Jahres dem Königreich einen Guerillakrieg angekündigt.

Al Qaida versucht offenbar auch, seine Strategie in Saudi-Arabien mit den Aktionen im Irak abzustimmen. „In unserem Heiligen Krieg auf der arabischen Halbinsel dienen wir der irakischen Sache und helfen den Mudschahedin im Irak, mit denen wir ständig in Kontakt sind“, heißt es in einer Erklärung, die Mitte Mai im Internet erschien und von al Mukrin stammen soll. Ein Indiz für koordinierte Aktionen: Ende April explodierten vor dem wichtigsten Ölterminal des Irak nahe der Hafenstadt Basra drei mit Sprengstoff gefüllte Boote, gesteuert von Selbstmordattentätern. Zwei Soldaten starben. Am 1. Mai stürmten vier Terroristen in der Ölraffinerie der saudischen Hafenstadt Janbu das Gebäude einer Tochtergesellschaft des Technologiekonzerns ABB. Erschossen wurden zwei Amerikaner, zwei Briten und ein Australier.

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