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Politik: Rote Schlafmütze

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Ein wenig verkatert sitzt die deutsche Delegation am Morgen nach dem WM-Finale im japanischen Reisebus. In eineinhalb Stunden wird der Airbus der Luftwaffe abheben.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Ein wenig verkatert sitzt die deutsche Delegation am Morgen nach dem WM-Finale im japanischen Reisebus. In eineinhalb Stunden wird der Airbus der Luftwaffe abheben. Pünktlich. Die elf Bundestagsabgeordneten und Sondergäste der Regierung durften am Vorabend noch mit der Nationalmannschaft das Turnier begießen. Am Morgen danach wird Bilanz gezogen: ein paar imposante Augenringe und Autogramme der deutschen Elf. Die Delegationsleiterin zählt durch. Alle Mann und die zwei Frauen an Bord.

Der Bus rollt gerade die Auffahrt des Hotels hinab, da hallt ein Ruf aus der vorletzten Reihe: „Der Marschewski fehlt!" Die Vorsitzende des Innenausschusses, Ute Vogt (SPD), bemerkt als Erste, dass CDU-Innenexperte Erwin noch im Bett liegt. Stoppen. Marschewski wachklingeln. Zehn Minuten später sitzt er mit verstrubbelten Haaren in Reihe eins und schimpft: Dieser Radiowecker, seit Jahren schrille Dienste, nur heute nicht. Nun aber rasch zum Flughafen, wo Kanzler Schröder und Innenminister Schily bereits im Airbus der Flugbereitschaft warten. Erst als am Flughafen die Pässe verteilt werden, fällt auf, dass Marschewski nicht die einzige Schlafmütze ist: Von Roland Claus hat es nur der Reisepass zum Flughafen geschafft. Der PDS-Fraktionschef selbst ruht noch im Bett. Ist es Zufall, dass das Fehlen des einzigen Sozialisten der Delegation keinem aufgefallen ist? Ein Abgeordneter einer kapitalistischen Partei zitiert Gorbatschows Satz über Honecker: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben." Erst am Dienstag traf Claus an Bord einer Linienmaschine in Berlin ein. Markus Feldenkirchen

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