zum Hauptinhalt

Politik: Rumänien

Elena Vladareanu,Generation 25jüngste geschichteso sieht es aus:mutter wird nie weggehenaus rumänienvater wird nie weggehen'aus rumänienwenn du stirbst, wirst du nie mehr weggehenaus rumäniendie seifen, die ich sammle,aus den bädern deiner hotels, europa,haben alle denselben duftwie das eau de cologne margaritarvom laden nebenanverstehst du nicht, dass die dinge gar nicht so anders sind, dort, wo du nicht mehr hinkommen wirst?geschichte ist ein stück mauerin einer stadt inmitten europasgeschichte ist eine ecke auf einem fotoin jedem zerlumpten klebstoffschnüfflerist etwas von mirin jedem hungrigen, gehetzten hundist etwas von mirin den betrunkenen und besudelten männernin den tapferen männern unseres volkesdie alle nach urin, fäulnis und angst stinkenbin ich und mein nameist rumänien.

Elena Vladareanu,
Generation 25

jüngste geschichte so sieht es aus: mutter wird nie weggehen aus rumänien vater wird nie weggehen' aus rumänien wenn du stirbst, wirst du nie mehr weggehen aus rumänien

die seifen, die ich sammle, aus den bädern deiner hotels, europa, haben alle denselben duft wie das eau de cologne margaritar vom laden nebenan verstehst du nicht, dass die dinge gar nicht so anders sind, dort, wo du nicht mehr hinkommen wirst?

geschichte ist ein stück mauer in einer stadt inmitten europas geschichte ist eine ecke auf einem foto

in jedem zerlumpten klebstoffschnüffler ist etwas von mir in jedem hungrigen, gehetzten hund ist etwas von mir in den betrunkenen und besudelten männern in den tapferen männern unseres volkes die alle nach urin, fäulnis und angst stinken bin ich und mein name ist rumänien.

meine habe: einige hundert bücher eine rote plastikschüssel ein altes bügeleisen ein radiogerät ein teeservice erdfarben eine stolze und unerbittliche seele eine verfluchte haut ein gelangweilter gott ein wunsch wie todesschuld

du wandelst auf den straßen einer stadt inmitten europas meine feigheit und hoffnungslosigkeit

Die Autorin, Jahrgang 1981, ist Schriftstellerin und Redakteurin der Zeitung "Evenimentul zilei". Übersetzt aus dem Rumänischen von Christina Hofmann.


Liviana Dan,
Generation 50


Baron Samuel von Brukenthal konzipierte das Museum, das heute seinen Namen trägt, auf der konzeptionellen Basis moderner Projekte. In der Tat war dies das erste europäische Kulturmodell mit maximaler Visibilität. Brukenthals Palast orientierte sich an Leibniz' Kulturpolitik - und Brukenthals moderne Projekte, die ihm so sehr am Herzen lagen, verwandelten Sibiu/Hermannstadt in einen Kulturraum, der weltweit mit jedem Ambiente von Stil, Luxus und Harmonie mithalten konnte.
Sehr lange bedeutete das Brukenthal Museum für mich Europa.

Und dieses Europa, mein Europa, war ein utopischer Ort, ideal strukturiert, um Kunst auszustellen, ein Ort, der Freiheit erzeugte. Denn in erster Linie braucht Kunst Freiheit. Der Baron ging ein weiteres Risiko ein, als er mit seinen Sammlungen begann, wenn man berücksichtigt, dass er ein extravaganter Sammler zeitgenössischer Kunst war. Und immer und überall bringt die zeitgenössische Kunst eine Agenda mit sich: Transparenz, etwas Ironie, etwas Gelassenheit und viel Demokratie.

Ich dachte immer, das werde alles automatisch passieren. Alles werde automatisch luxuriös werden, komfortabel und weise. Alles werde sich automatisch zum Guten wenden. Die Qualität und die Kraft der Kunst würden sich automatisch steigern. Alle würden diese Dinge automatisch genießen. Und irgendwie ist es traurig - es wird trotzdem ein System gebraucht, es sind grobe Regeln erforderlich und viel guter Wille. Und irgendwie ist es traurig - der Übergang zwischen unterschiedlichen Systemen ist ebenfalls ein Problem.

Die Autorin ist Museumskuratorin in Sibiu.

Franz Baranyi,
Generation 75

Mein Gott, wie schön, dass ich auch das erlebt habe. Ich habe erlebt, dass Rumänien mit allen seinen Natonalitäten, zu der großen Familie der Völker des zivilisiertesten Erdteils, des gemeinsamen Europa gehören kann. Es waren und sind auch heute noch welche die behaupten, dass Rumänien immer zu Europa gehörte. Geographisch schon, aber in wirklichkeit nicht, da nach dem Zweiten Weltkrieg Rumänien die blutigste Diktatur Europas erduldete. Der rote Terror brachte Hunderttausende um und machte Millionen unglücklich.

In Rumänien werden in diesem Jahr die jungen Leute, die im Jahr der in Temeschwar begonnenen rumänischen Revolution geboren sind, 18 Jahre alt. Ich liebe diese jungen Leute, weil sie höher, schöner, gescheiter und besser sind als die Jugend meiner Generation. Sie können nicht mehr so leicht als extremistische, gegen die Menschlichkeit auftretende Soldaten eingesetzt werden. Und ich liebe die Menschen, weil es in jeder Menschenseele einen Tropfen von Gott gibt, weil auch Jesus Christus halbwegs Mensch war.

Ich bin glücklich weil es ein 50-jährige Europäische Union gibt, der man verdanken kann, dass in Europa seit einem halben Jahrhundert kein Krieg mehr war und hoffentlich nie mehr sein wird. Ich bin Optimist und habe Vertrauen in Europa, in die heutige Jugend, auch in die heutige Jugend Rumäniens.

Rumänien ist kaum seit einem halben Jahr Mitglied der Europäischen Union, aber die Ergebnisse sind schon bemerkbar, das ist in der Kapitalzufuhr, der wirtschaftlichen Entwicklung und hauptsächlich in der Stimmung der Menschen zu fühlen. Das können auch die innenpolitischen Zwistigkeiten nicht verhindern. Leider verstehen manche rumänische Politiker die Demokratie einseitig - dass ihnen alles, anderen nichts erlaubt ist.

Falls es die Union nicht gäbe, müsste man sie erfinden.

Der Autor, Jahrgang 1936, war Gesundheitsminister Rumäniens.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false