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Politik: Russischer Außenminister rechtfertigt Vorgehen vor G-7-Staaten

Die russischen Trruppen haben am Montag ihre militärischen Angriffe auf die tschetschenische Hauptstadt Grosny erneut verstärkt. Die Zahl der Flüchtlinge, die in der benachbarten Republik Inguschetien Zuflucht suchen, stieg auf rund 200 000; ihre Versorgung wird zunehmend schwieriger.

Die russischen Trruppen haben am Montag ihre militärischen Angriffe auf die tschetschenische Hauptstadt Grosny erneut verstärkt. Die Zahl der Flüchtlinge, die in der benachbarten Republik Inguschetien Zuflucht suchen, stieg auf rund 200 000; ihre Versorgung wird zunehmend schwieriger. In Moskau traf Außenminister Igor Iwanow mit den Botschaftern der sieben bedeutendsten westlichen Industriestaaten (G-7) zusammen, um sie "über die tatsächliche Lage im Kaukasus" zu unterrichten.

Russische Kampfflugzeuge und Artillerie begannen am Morgen mit einer Serie schwerer Angriffe auf Grosny. Das berichtete die Agentur Interfax unter Berufung auf übereinstimmende Angaben russischer Militärs und der tschetschenischen Führung in Grosny. Bei einem Angriff von Kampfjets auf das Haus des tschetschenischen Parlamentspräsidenten Alichadschijew starben fünf Menschen, während der Politiker nach eigenen Angaben leicht verletzt wurde. Unter "besonders intensivem Feuer" lagen die südlichen Vororte von Grosny, hieß es aus Kreisen des tschetschenischen Präsidenten Maschadow. Berichte über eine "Vielzahl von Toten und Verwundeten" konnten von unabhängiger Seite nicht bestätigt werden.

Maschadow appellierte an die tschetschenische Bevölkerung, einen "inneren Konflikt" mit den moslemischen Rebellen zu vermeiden. Er forderte die Tschetschenen auf, derartige "Verräter zu vernichten". Er bezog sich damit auf Zusammenstöße zwischen Zivilisten und moslemischen Rebellen in den letzten Tagen. Bewohner verschiedener Dörfer hatten nach russischen Angaben die moslemischen Rebellen angegriffen, um auf diese Art Angriffe russischer Militärs auf ihre Siedlungen zu verhindern.

Russlands Regierungschef Wladimir Putin gab einem Appell von Maschadow an die Vereinten Nationen und die US-Regierung um Vermittlung wenig Erfolgsaussichten. "Er kann sich an wen auch immer wenden, selbst an den Papst", sagte Putin. "Solange er die Terroristen unterstützt, lohnt es sich für niemanden, mit ihm zu verhandeln."

Maschadow hatte am Vorabend die Regierungschefs der Mitglieder der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ersucht, den Tschetschenien-Konflikt auf die Tagesordnung des Gipfeltreffens in eineinhalb Wochen in Istanbul zu setzen. Maschadow bezeichnet das Vorgehen der Russen in Tschetschenien als Völkermord. Die USA warfen Russland "unterschiedslose Gewalt gegen unschuldige Zivilisten" vor, wie der Abteilungsleiter im US-Außenministerium, Koh, sagte. Er fügte hinzu, dass nach einer Serie von Bombenanschlägen in Russland 2000 Menschen kaukasischer Herkunft verhaftet worden seien.

In Inguschetien sind bis Montag nach offiziellen Schätzungen knapp 200 000 tschetschenische Flüchtlinge untergekommen. Allein seit Sonntag trafen weitere knapp 3000 Zivilisten ein, nachdem zuvor die Kontrollen an dem seit Wochen blockierten Grenzübergang "Kawkas" gelockert worden waren. Nach Darstellung der inguschetischen Behörden machen sich angesichts der hohen Zahl von Flüchtlingen immer größere Versorgungsengpässe bemerkbar. Probleme gebe es vor allem mit Kindernahrung, warmer Kleidung sowie mit Unterkünften, zitierte Interfax einen Behördensprecher.

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