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Russlands Präsident Wladimir Putin.

© AFP

Russland: Mann des Jahres verliert an Popularität

Die Zustimmung der Russen zu Staatschef Wladimir Putin sinkt deutlich - das ist das Ergebnis einer Umfrage des Lewada-Zentrums, des letzten unabhängigen Meinungsforschungsinstituts in Russland.

Die gute Nachricht für Wladimir Putin: Die Russen kürten den Staatschef auch 2012 zum „Mann des Jahres“ – ein Titel, auf den er seit seinem Amtsantritt im März 2000 abonniert ist. Die schlechte Nachricht: Die Zustimmungsraten sinken. 2008 sprachen sich noch 44 Prozent für Putin aus, jetzt sind es noch ganze 28 Prozent. So lauten jedenfalls die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, die das Lewada-Zentrum, Russlands letztes unabhängiges Meinungsforschungsinstitut, seit fast 20 Jahren durchführt. Dazu werden Mitte Dezember jeweils 1600 Erwachsene in 130 Städten und Gemeinden in 45 der insgesamt 83 Regionen interviewt.

Mit Liebesentzug abgestraft wurde diesmal in der Umfrage der bisherige Zweitplatzierte, Regierungschef Dmitri Medwedew. Mit nur acht Prozent landete er hinter Verteidigungsminister Sergei Schoygu. Dieser war schon als Chef des Katastrophenschutzministeriums bei den Massen extrem populär. Beliebtester ausländischer Staatschef bleibt der Umfrage zufolge US-Präsident Barack Obama, obwohl das russisch-amerikanische Verhältnis derzeit äußerst gespannt ist. Bundeskanzlerin Angela Merkel kam bei der Frage nach der „Frau des Jahres“ auf Rang fünf. In der Umfrage landen nur Russinnen auf den Plätzen vor ihr, darunter die kürzlich verstorbene Operndiva Galina Wischnjewskaja, Alla Pugatschowa, die Pop-Ikone der Sowjet-Ära, Senatspräsidentin Valentina Matwijenko und die TV-Moderatorin Xenia Sobtschak.

Zum wichtigsten Ereignis des Jahres erklärte die Nation die Flutkatastrophe in Südrussland im Juli. Dabei waren 170 Menschen gestorben, 12 000 waren obdachlos geworden. Platz zwei teilen sich die Präsidentenwahlen im März und die Erhöhung der Tarife für Wohnnebenkosten im Juli: Ereignisse, die jeweils 29 Prozent für wichtig halten. Das Anti-Putin- Gebet der feministischen Punkgruppe Pussy Riot dagegen landete weit abgeschlagen auf Rang acht, Russlands Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO auf Platz elf und die Massenproteste fast am Schluss auf Platz 14. Fußball-EM und Olympiade in London hielten die Russen für wichtiger.

Die Mehrheit ist auch mit dem zu Ende gehenden Jahr eher zufrieden. Nur 31 Prozent sind der Ansicht, dass das Jahr für Russland insgesamt schwerer gewesen sei als 2011. 32 Prozent empfanden es als schwerer für die eigene Familie, 47 Prozent bezeichneten 2012 für sie ganz persönlich als erfolgreich. Ebenso viele gaben an, dass sich im Vergleich zum Vorjahr für sie nichts geändert habe. Das kann als Indikator für Stabilität gelten, denn in Krisenzeiten schlug das Pendel sehr viel heftiger aus: Das Jahr 1988, als Michail Gorbatschows Perestroika die Menschen verunsicherte, empfanden 79 Prozent als schwerer für Russland im Vergleich zum Vorjahr.

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