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Antrittsbesuch: Chinas neuer Staatspräsident Xi Jinping und sein russischer Kollege Putin diese Woche in Moskau

© Sergej Ilnitzki/epa

Russland und China: Lächelnde Konkurrenten

„Freundschaftliches Verhältnis“: China und Russland zeigen sich demonstrativ einig, doch das ist nur gespielt. Russland muss den asiatischen Giganten wirtschaftlich wie politisch fürchten.

China und Russland zeigen sich demonstrativ einig: Die Positionen zu den wichtigsten internationalen Fragen seien völlig identisch, hieß es am Wochenende nach einem Treffen von Chinas neuem Staatschef Xi Jinping mit dem Verteidigungsminister Russlands, Sergej Schoygu. Das betreffe auch die von den USA geplante globale Raketenabwehr, die man mit Sorge sehe. Xi hatte zuvor als erster ausländischer Staatschef von Rang das Allerheiligste besucht: das Zentrum für Truppenführung. Moskau sprach von einer „Geste des Vertrauens“.

Xi ist erst seit 14. März Staatschef, sein erster Anstandsbesuch nur knapp eine Woche danach galt Moskau. Zum Kollegen Wladimir Putin, den er am Freitag traf, gebe es ein „freundschaftliches Verhältnis“, so die Zitate in russischen Medien. Überhaupt erlebten die Beziehungen gerade „die bisher beste Zeit in ihrer Geschichte“.

Beobachter sehen das nicht ganz so Derzeit seien die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit erfolgreich, so der China-Experte Alexei Maslow von der Moskauer Hochschule für Ökonomie. Es drohten aber Probleme, vor allem für Russland, dessen strategische Abhängigkeit von China „mit jedem Schritt wächst“.

In der Tat: Um seine Position auf dem chinesischem Markt halten zu können – Kasachstans Öl und Gas macht Russland zunehmend Konkurrenz – verkauft Moskau Energie zu Dumpingpreisen an China. Maschinen, Anlagen und andere Produkte mit Wertschöpfung dagegen machen weniger als zehn Prozent der russischen Exporte aus. Die Bilanz des gegenseitigen Warenaustauschs war im letzten Jahr mit 90 Milliarden US-Dollar rekordverdächtig. Doch sie fällt zuungunsten Moskaus aus. Tendenz steigend. Dazu kommt, dass China aggressiv für Export seiner Arbeitskraft und Investitionen wirbt. So will Peking in Russland gleich mehrere Logistik-Zentren errichten, über die auch der Handel mit Europa laufen soll. Moskau ist auf diesem Ohr jedoch taub und das sei auch gut so, sagt ein Außenpolitik-Experte der Putin-Partei „Einiges Russland“. Anderenfalls hätten Grenzregionen erhebliche Probleme, „russische Interessen zu schützen“

Auch mit der völligen Identität bei internationalen Problemen ist es nicht gar so weit her. Zwar stimmten beide im UN-Sicherheitsrat zu Syrien wie Iran gemeinsam ab: gegen den Westen. Beweggründe und Ziele dafür unterscheiden sich jedoch. Dazu kommt wachsende Konkurrenz in Zentralasien. China ist zum wichtigsten Handelspartner der Region aufgestiegen, hat dort bisher aber noch nicht den politischen Einfluss wie Russland als traditionelle Schutzmacht. Das will Peking mit grandiosen transkontinentalen Verkehrsprojekten unter Umgehung Russlands ändern und legt es darauf an, die Schanghai-Organisation für regionale Zusammenarbeit zu kontrollieren, der vier zentralasiatische Ex-Sowjetrepubliken angehören.

Mit dem Bündnis hatte Moskau Peking vor zehn Jahren eigenhändig die Tür zur Region geöffnet, um den Westen dort auszubremsen, Jetzt fürchten Kreml und Außenamt offenbar, selbst von Peking aufs Nebengleis geschoben zu werden. Daher rüstet Moskau das Verteidigungsbündnis der UdSSR-Nachfolgegemeinschaft GUS zum Gegengewicht der Schanghai-Organisation hoch. Ihr gehören die wichtigsten zentralasiatischen Staaten ebenfalls an, China jedoch nicht.

Das war auch einer der Gründe, warum Xi vergeblich um Moskaus Unterstützung im Streit mit Japan warb. Dabei geht es um die Senkaku-Inseln im Ostchinesischen Meer. Zudem hat Russland ein eigenes Problem mit Japan, die Kurilen-Inseln, die Tokio beansprucht. Japans Regierungschef kommt demnächst nach Moskau, angeblich mit neuen Vorschlägen.

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