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Politik: Sachsen rüstet sich für den Geburtstag des Landesvaters - der Jubilar selbst wacht über die saubere Finanzierung

Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich ein Ministerpräsident als "Festsau" bezeichnet. Sachsens Kurt Biedenkopf (CDU) hat es mit Blick auf seinen 70.

Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich ein Ministerpräsident als "Festsau" bezeichnet. Sachsens Kurt Biedenkopf (CDU) hat es mit Blick auf seinen 70. Geburtstag Ende der Woche unlängst getan. Damit wollte der Jubilar wohl zum Ausdruck bringen, dass er mit der Organisation seiner eigenen Feier nichts am Hut hat. Doch auch für eine "Festsau", zumal im Range eines Ministerpräsidenten, scheinen angesichts jüngerer Enthüllungen die rosigen Zeiten vorüber. Seit in Niedersachsen ein Ministerpräsident den Abschied nehmen musste, weil er sich bei seiner Hochzeitsfeier das Bier sponsern ließ, sorgen Festlichkeiten dieser Art bei staatlichen Organisatoren für Schweiß auf der Stirn.

Das Wort "Sponsor" ist in der Sächsischen Staatskanzlei im Zusammenhang mit der Geburtstagsfeier des Ministerpräsidenten tabu. Die Finanzierung ist der Punkt, auf den Biedenkopf persönlich einen Blick geworfen hat. "Unser Haus bleibt sauber", wurde von ihm als Grundsatz ausgegeben.

Auf private Gönner wurde verzichtet, und so wird statt dessen der Staatshaushalt angezapft. Die rund 50 000 Mark für die Feier sollen aus dem Topf für Repräsentationsverpflichtungen der Staatsregierung fließen. Damit das alles höchst offiziell bleibt, ist es nicht Biedenkopf selbst, sondern sein Stellvertreter Sozialminister Hans Geisler (CDU) und Gattin Ingrid, die zu einer "sonntäglichen Matinee mit anschließendem Sektempfang" in die Semperoper laden.

Dazu werden hochrangige Repräsentanten des Bundes und der Länder erwartet, wie es heißt, Bundespräsident Johannes Rau (SPD) und sein Vorgänger Richard von Weizsäcker (CDU), Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), sowie die Ministerpräsidenten Erwin Teufel (CDU), Manfred Stolpe (SPD), Wolfgang Clement (SPD), Bernhard Vogel (CDU) und Eberhard Diepgen (CDU). Insgesamt wird mit 1200 Gästen gerechnet. Sogar einfache Bürger sollen in begrenzter Zahl teilnehmen können. Eingeladen sind auch "Wegbegleiter des Ministerpräsidenten auf den Etappen seines Lebens". Altbundeskanzler Helmut Kohl (CDU) allerdings soll angeblich nicht auf der Einladungsliste stehen.

Neben den obligatorischen Reden auf den Jubilar ist es vor allem das Rundfunk-Blasorchester Leipzig, das mit beschwingten Melodien von George Gershwin, James Last und Loyd Webber für die richtige Stimmung sorgen soll. Das Orchester hat Ingrid Biedenkopf übernommen, die rund 10 000 Mark für die Musiker aus ihrer Privatschatulle beisteuert. Damit nicht genug.

Nach anderthalb Stunden dann sieht der Zeitplan vor, dass sich der harte Kern der Festgesellschaft mit dem Jubilar standesgemäß in das ehemalige Königsschloss gegenüber zurückzieht, zu einem "rustikalen Mittagessen", wie es heißt.

Als Geschenk hat sich der Jubilar Spenden für den Verein "Notsäckel - Hilfe für Menschen in Not" gewünscht, dem Gattin Ingrid vorsteht. Die Geburtstagsfeier von Kurt Biedenkopf wird allerdings erst am 6. Februar über die Bühne gehen. Zum eigentlichen Termin, dem 28. Januar, weilt der Jubilar außer Landes, beim Weltwirtschaftsforum in Davos.

Ralf Hübner

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