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Politik: Sadistische Gewalt

Beginn des Prozesses nach Nazi-Folter in Pömmelte

Von Frank Jansen

Schönebeck - Als die Öffentlichkeit ausgeschlossen war, packte der erste Angeklagte aus. Zu Beginn des Prozesses gegen vier rechte Schläger, die im Januar in Pömmelte (Sachsen-Anhalt) ein 12-jähriges Kind gefoltert hatten, legte am Mittwoch der Schüler Morten D. ein Geständnis ab. Nach Tagesspiegel-Informationen gab der 16-Jährige vor dem Amtsgericht Schönebeck zu, er habe den dunkelhäutigen Kevin K. mit Schlägen und Tritten misshandelt. Morten D. belastete auch die Mitangeklagten, vor allem den Anführer der Clique. Francesco L. (20) habe auf Kevins linkem Auge langsam eine Zigarette ausgedrückt. Am Nachmittag räumte auch Francesco L. weitgehend die ihm zur Last gelegten Taten ein.

Die mehr als einstündige Tortur des kleinen Kevin hatte über Sachsen-Anhalt hinaus Entsetzen hervorgerufen. Schon kurz nach der Tat wurden Francesco L., Morten D. sowie die 16 Jahre alten Zwillinge Steven und Kevin W. als Tatverdächtige ermittelt. Die vier hätten das Kind deutsch-äthiopischer Herkunft gequält, um es „stellvertretend für alle Ausländer zu züchtigen“, heißt es in der Anklage, die Staatsanwalt Arnold Murra vortrug. Die Handlungen der vier „waren gekennzeichnet durch sadistische Gewalt und Demütigungen, entsprungen aus einer rechtsgerichteten Gesinnung“. Dem Opfer seien „insgesamt 34 einzeln abgrenzbare Verletzungen zugefügt worden“.

Murra verlas zudem drei weitere Anklagen gegen Francesco L. Der Gleisbauer soll im Dezember 2005 einen 17-Jährigen geschlagen und mit einer brennenden Zigarette gequält haben. Drei Monate zuvor sei L. mit einer Hakenkreuz-Armbinde herumgelaufen und im Juni betrunken Auto gefahren, listete Murra auf. Nach Verlesung der Anklage schloss Richterin Peggy Bos „im Interesse der Erziehung“ der vier jungen Männer die Öffentlichkeit aus. Für den Prozess sind drei weitere Termine angesetzt.

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