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Bassem Youssef, der bekannteste Satiriker Ägyptens, muss sich wegen angeblicher Beleidung des Präsidenten Mohammed Mursi vor Gericht verantworten.

© dpa

Satiriker Bassem Youssef vor Gericht: Ägyptens Justiz geht gegen Regimekritiker vor

Ägyptens Justiz geht wegen politischer Witze gegen den beliebtesten TV-Star vor. Die Staatsanwaltschaft ordnete die Festnahme von Bassem Youssef an, ließ ihn dann auf Kaution frei. Doch Youssef warnt: Für unbekanntere Regimekritiker wird es ungemütlich.

Der ägyptische Komiker Bassem Youssef muss wegen seiner Witze über den islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi zunächst nicht in Haft. Die Staatsanwaltschaft ließ ihn am Sonntag nach einem Verhör gegen eine Kaution von umgerechnet rund 1700 Euro wieder gehen, wie der Komiker über den Kurznachrichtendienst „Twitter“ mitteilte. Allerdings dauerten die Ermittlungen in einem weiteren Fall noch an.
Am Vortag hatte der Generalstaatsanwalt noch die Verhaftung Youssefs angeordnet. Dem Satiriker wird vorgeworfen, mit seinen Parodien in der Fernsehshow „Al-Barnameg“ (Das Programm) Mursi und den Islam beleidigt zu haben. Youssef, der gerne als ägyptische Antwort auf den US-Politkomiker Jon Stewart bezeichnet wird, hatte sich am Vormittag zu dem obersten Gerichtshof in Kairo begeben, um sich zu stellen. Dabei machte er sich erneut über Mursi lustig: Er trug einen überdimensionierten Hut - ein vergrößertes Imitat jener Kopfbedeckung, die Ägyptens Staatschef bei einem Besuch in Pakistan getragen hatte. Begleitet wurde er von etlichen Unterstützern und Fans. Bereits am Freitag hatte es vor dem Gericht Proteste gegeben, die die Entlassung von Generalstaatsanwalt Talaat Abdallah forderten.

Mit diesem Video wurde Youssef berühmt, als er sich über Lügen im Staatsfernsehen lustig machte

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Über „Twitter“ informierte er seine Anhänger: beschwerte sich anfangs, dass ihm nichts zu trinken angeboten wurde und mokierte sich darüber, dass Mitarbeiter der Behörde Fotos mit ihm machen wollten: "Vielleicht ist das ja der Grund für meine Vorladung", sagte er.
Nach Angaben der Zeitung „Al-Ahram“ hatten mindestens zwölf Personen Anfang März Klage gegen Youssef eingereicht, weil er Mursi beleidigt habe. Schon im Januar hatten islamistische Anwälte versucht, den Komiker vor Gericht zu bringen.
Der Friedensnobelpreisträger Mohammed ElBaradei kritisierte die Repressionen gegen Youssef scharf. Über „Twitter“ erklärte der Oppositionsführer in der Nacht zum Sonntag, ein solches Vorgehen kenne man nur von „faschistischen Regimen“. Das sei ein Zeichen für die Unsicherheit und die „Wagenburgmentalität“ der islamistischen Regierung. Seit die Muslimbruderschaft in Ägypten an der Macht ist, häufen sich Klagen gegen Kritiker der Regierung. Vor einem Jahr war bereits einer der bekanntesten ägyptischen Schauspieler, Adel Iman, verurteilt worden. Der Komiker erhielt eine Haftstrafe von drei Monaten, weil er sich in einem Film und einem Theaterstück über den Islam lustig gemacht haben soll. Nabil Abdel Fattah, ein Analyst des Al-Ahram Zentrums für politische und strategische Studien in Kairo, wertete den Prozess damals als erste Machtdemonstration islamischer Gruppen, die in den Parlamentswahlen die meisten Sitze geholt hatten. Auf Twitter bedankte sich Youssef für die Unterstützung in seinem Fall, betonte aber: "Es gibt noch so viel mehr Aktivisten, die auch diese Unterstützung verdienen!"

Der ehemalige Arzt Youssef hatte nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Husni Mubarak im März 2011 mit einer Satire-Show auf Youtube begonnen. Schnell wurde er populär und seine Sendung fortan im Fernsehen ausgestrahlt. Im Interview mit dem Tagesspiegel sagte er damals "Ich kann alles sagen, was ich will. Aber Religion und Sex sind tabu." Niemand verbiete es ihm, aber die Zuschauer würden es nicht akzeptieren. „Ich persönlich möchte in diese Richtung gar nicht gehen. Es verletzt die Gefühle zu vieler Menschen“, sagte Youssef.

Zurzeit möchte Youssef keine Medienanfragen beantworten. Er entschuldigte sich und teilte mit, die Zeit lieber für die Vorbereitung seiner nächsten Sendung nutzen zu wollen.

Wie die Zeitung "Al-Masry Al-Youm" berichtet hat die Staatsanwaltschaft angeordnet, dass Youssef sich auch auf Twitter nicht mehr zu dem laufenden Prozess äußern darf. (mit dpa)

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