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Politik: Sawahiri führt nun offiziell Al Qaida Die bisherige Nummer 2 ist intern umstritten

Berlin - Nun ist es „amtlich“: Der Führungszirkel von Al Qaida hat am Donnerstag im Internet verkündet, der Ägypter Aiman al Sawahiri übernehme den Chefposten des „Emirs“. Der knapp 60 Jahre alte Sawahiri wird damit Nachfolger von Osama bin Laden, der die Terrororganisation bis zu seinem gewaltsamen Tod Anfang Mai geleitet hatte.

Von Frank Jansen

Berlin - Nun ist es „amtlich“: Der Führungszirkel von Al Qaida hat am Donnerstag im Internet verkündet, der Ägypter Aiman al Sawahiri übernehme den Chefposten des „Emirs“. Der knapp 60 Jahre alte Sawahiri wird damit Nachfolger von Osama bin Laden, der die Terrororganisation bis zu seinem gewaltsamen Tod Anfang Mai geleitet hatte. Eine US-Spezialeinheit hatte bin Laden im pakistanischen Abbottabad erschossen. Schon seit Jahren galt Sawahiri als Nummer 2 des Kerns von Al Qaida, dessen Mitglieder sich vor allem im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet aufhalten. Sawahiri ist mit vielen Drohungen in Videos und Audiobotschaften aufgefallen, einige richteten sich auch gegen Deutschland. Das FBI führt den Ägypter auf der Liste der „most wanted terrorists“ und hat für seine Ergreifung eine Belohnung in Höhe von 25 Millionen Dollar ausgesetzt.

Trotz der Ernennung sei Sawahiri in den Reihen von Kern-Al-Qaida umstritten, hieß es in Sicherheitskreisen. Sie verwiesen auf die sechs Wochen, die Al Qaida seit dem Tod bin Ladens gebraucht habe, um den Nachfolger zu bestimmen. Als einen Grund wurden die traditionellen Rivalitäten zwischen den ägyptischen Mitgliedern der Kern-Al- Qaida auf der einen Seite und den jemenitischen sowie libyschen Kämpfern auf der anderen genannt.

Härter noch äußerte sich der Terrorismusexperte der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik, Guido Steinberg. Kern-Al-Qaida brauche eine saudische Führungsfigur, „um die Jemeniten unter Kontrolle halten zu können“. Bin Laden stammte aus Saudi-Arabien. Der jemenitische Ableger der Terrororganisation gilt mit seiner Internetpropaganda und den Anschlagsmethoden als vergleichsweise „modern“. Sawahiri hingegen vermag mit seinen oft langatmigen Botschaften jüngere Kämpfer kaum zu motivieren. Der Ägypter werde, so prophezeite Steinberg, ein „schwacher Führer“ sein. Künftig sei eher eine kollektive Leitung von Kern-Al-Qaida zu erwarten.

Unklar bleibt, welche Rolle der Ägypter Saif al Adel spielt. Im Mai hatten Sicherheitskreise vermutet, Adel sei zumindest vorübergehend an die Spitze von Kern-Al-Qaida gerückt. Jetzt heißt es, womöglich werde Adel noch im Iran festgehalten, wohin er geflohen war.

Auf die Frage nach dem mutmaßlichen Aufenthaltsort von Sawahiri nennen Experten nur vage „Pakistan“. Der Ägypter, in seiner Heimat einst als Arzt tätig, hatte sich 1998 mit Osama bin Laden und anderen Führern militanter Gruppen zur „Internationalen Islamischen Front für den Kampf gegen Juden und Kreuzritter“ zusammengeschlossen. Frank Jansen

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