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Politik: Scharfe Worte mit versöhnlichen Zwischentönen Washington und Seoul wollen mit Pjöngjang im Gespräch bleiben

Von Harald Maass, Peking Nach dem Seegefecht vor der koreanischen Küste, bei dem vier südkoreanische und möglicherweise bis zu 30 nordkoreanische Soldaten ums Leben kamen, haben sich die Fronten zwischen beiden Staaten weiter verhärtet. Südkoreas Präsident Kim Dae-jung warnte den Norden vor neuen Provokationen.

Von Harald Maass, Peking

Nach dem Seegefecht vor der koreanischen Küste, bei dem vier südkoreanische und möglicherweise bis zu 30 nordkoreanische Soldaten ums Leben kamen, haben sich die Fronten zwischen beiden Staaten weiter verhärtet. Südkoreas Präsident Kim Dae-jung warnte den Norden vor neuen Provokationen. Sollte Nordkorea erneut angreifen, werde es selbst den „größeren Schaden“ davontragen, erklärte Kim wenige Tage nach dem Zwischenfall vom Samstag vergangener Woche. Seoul will eine geplante Hilfslieferung von 300 000 Tonnen Reis an den Norden vorerst zurückhalten. Auch die Unterstützung für den Aufbau eines Mobiltelefon-Netzes in Pjöngjang wurde ausgesetzt.

Am Donnerstag demonstrierten tausende Kriegsveteranen in Seoul gegen Nordkorea. Sie verbrannten Bilder des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-il. Auf Plakaten hieß es: „Bestraft das teuflische Element.“

Eine scharfe Reaktion kam auch aus Washington. Die USA sagte die für den 10. Juli in Pjöngjang geplanten Gespräche zwischen den USA und Nordkorea ab. Es wäre der Besuch der ersten hochrangigen US-Delegation in Nordkorea seit dem Amtsantritt von George W. Bush gewesen.

Hinter den Kulissen bemühen sich Seoul und Washington jedoch, die Brücken zu Nordkorea nicht völlig einzureißen. Beim Besuch in Japan Anfang der vergangenen Woche erklärte Kim Dae-jung, dass er seine als „Sonnenscheinpolitik“ bekannte Politik der Annäherung an den Norden trotz des tödlichen Zwischenfalls fortsetzen werde. Aus dem US-Außenministerium hieß es, Washington habe weiter ein Interesse an Gesprächen über eine Kontrolle der nordkoreanischen Nuklear- und Raketentechnik.

Aus Pjöngjang, wo am Freitag erstmals eigene Verluste bei dem Seegefecht eingestanden wurden, gibt es ebenfalls versöhnliche Signale. Zwar veröffentlichten Nordkoreas Staatsmedien nach dem Seegefecht wütende Attacken gegen die „imperialistischen USA“ und Südkorea. Die Schießerei sei von Washington inszeniert worden, „um einen Keil zwischen Nord- und Südkorea zu treiben“, erklärte die Nachrichtenagentur KCNA. Interessanter ist jedoch, dass Pjöngjang am Tag nach dem Gefecht Südkorea zu dessen Erfolg bei der Fußball-WM gratulierte.

Nach Angaben von Diplomaten in Japan soll Nordkoreas Außenminister Paek Nam-sun am Treffen des regionalen Forums südostasiatischer Staaten (Asean) Ende Juli in Brunei teilnehmen. Dort sind auch die USA und Südkorea vertreten. Beobachter halten es zwar für unwahrscheinlich, dass sich Pjöngjang für die Schießerei entschuldigen wird. Die Teilnahme an dem Asean-Treffen deutet jedoch darauf hin, dass es eine diplomatische Lösung der Krise sucht.

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