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Politik: Schnellschüsse unerwünscht

Ankara will zunächst keine Leopard-Panzer – sondern in die EU

Die türkische Armee ist an deutschen Panzern interessiert – gebraucht oder neu. Dennoch dürfte es in absehbarer Zeit keine offizielle Anfrage aus Ankara an die Bundesregierung geben. Die türkischen Generäle wollen keine Abfuhr riskieren und deshalb die im kommenden Jahr anstehende EU-Entscheidung über den Beginn von Beitrittsgesprächen mit der Türkei abwarten: Erhält die Türkei dabei grünes Licht, gibt es keinen Grund mehr, der Türkei Rüstungsgüter vorzuenthalten. Außerdem steckt die türkische Armee derzeit mitten in einer Umstrukturierung. Noch weiß die Armeeführung nicht, wie viele Panzer sie künftig braucht.

Durch eine bereits beschlossene Verkürzung des Wehrdienstes auf 15 Monate schrumpft Ankaras Armee um etwa 20 Prozent auf 450 000 Mann. Die türkischen Streitkräfte von morgen sollen beweglicher werden – wobei vor allem die Luftwaffe gefordert wird. Dagegen werden wohl weniger schwere Kampfpanzer gebraucht. Das bedeutet nicht, dass die Türken kein Interesse an deutschen Panzern mehr haben. „Die Türken wissen, dass der deutsche Leopard der beste Panzer ist, und sie wissen auch, dass die deutsche Bundeswehr zu viel davon hat und welche verkaufen will", so ein westlicher Diplomat in Ankara. Bei der Modernisierung der türkischen Panzerverbände wären die Deutschen für die Türken die erste Adresse.

Die Ausschreibung für den Bau von 1000 Kampfpanzern, bei der der Leopard-II der Favorit war, liegt auf Eis. Auch der Terminkalender der türkischen EU-Politik macht baldige Panzer-Anfragen an Berlin unwahrscheinlich. Bisherige Panzerlieferungen aus Deutschland an Ankara scheiterten an der Menschenrechtslage in der Türkei. Ankara hatte Ende 2001 Leopard-II-Panzer kaufen wollen, die Bundesregierung hatte dies aber auf Druck der Grünen abgelehnt. Doch wenn die EU Ende kommenden Jahres dem Beginn von Beitrittsgesprächen mit den Türken zustimmt, ändert sich das Bild. Denn damit würde Brüssel offiziell feststellen, dass die Türkei die wichtigsten politischen Kriterien für eine Zugehörigkeit zur EU erfüllt hat. Schon in zwei Jahren könnte es also Panzer für eine „europäische" Türkei geben.

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