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Politik: Schreiben statt behandeln Ärzte klagen über Zuwachs an Bürokratie

Bremen - Die Sprechstunde ist vorbei, aber in etlichen Arztpraxen brennt noch Licht. Kommen abends so viele Notfallpatienten?

Bremen - Die Sprechstunde ist vorbei, aber in etlichen Arztpraxen brennt noch Licht. Kommen abends so viele Notfallpatienten? Nein, die Ärzte brüten über Akten. Rund 60 verschiedene Formulare stapeln sich in den Praxen und müssen bei Bedarf ausgefüllt werden. Das hat Ursula Auerswald, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer und Bremer Kammerpräsidentin, beim Ärztetag in Bremen vorgerechnet. „Unsere Arbeit konzentriert sich immer mehr auf die Papierberge als auf die Behandlung der Patientinnen und Patienten“, sagte Auerswald. Bei Klinikärzten schätzt sie den Formularaufwand auf 25 bis 40 Prozent der Arbeitszeit – Arztbriefe an Kollegen nicht eingerechnet. In Praxen liege der Aufwand bei 40 Prozent, zähle man die Arzthelferinnen- Arbeit hinzu, seien es sogar 70 Prozent.

Kritik äußerte Auerswald an der Bürokratie bei den neuen standardisierten Chronikerprogrammen (DMP). Ärgerlich findet sie aber auch die „Komplexität von Abrechnungsbestimmungen, Kodierrichtlinien und Vergütungsordnungen“. Dann sind da noch die Fragebögen für „externe Qualitätssicherung“, die Krankmeldungen sogar für Schulkinder und Kontrollformulare für Kassenärztliche Vereinigungen. „Werden die sinnvoll ausgewertet oder werden damit die Kellerräume gefüllt?“, fragte die Funktionärin.

Ein Delegierter schlug vor, Nachwuchsärzten vor dem Operieren erst „die Fachkunde im Ausfüllen von Computerbögen zu bescheinigen“. Ein anderer sprach vom „Versuch der bürokratischen Machtübernahme“. Die Ärzte appellierten an alle Beteiligten, die „Dokumentationsmengen“ massiv zu verringern. Sie fügten hinzu: „Auch wir als Ärztekammern schließen uns nicht aus.“

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