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Update

Schuldenkrise: Finnland bereitet sich auf Bruch der Eurozone vor

Ein Ende des Euros wünscht sich die finnische Regierung nicht, doch laut Außenminister Tuomioja werden bereits Szenarien für diesen Fall entworfen. Der Führer der Wahren Finnen hält die gemeinsame Währung für eine Zwangsjacke, die Millionen ins Elend stürzt.

Finnland bereitet sich auf ein Auseinanderbrechen der Eurozone vor. Ein Scheitern des Euros sei etwas, was sich niemand - auch nicht die euroskeptischen Wahren Finnen - wünschten, sagte der finnische Außenminister Erkki Tuomioja in einem am Donnerstagabend online veröffentlichten Interview der britischen Zeitung „Daily Telegraph“. „Aber wir müssen vorbereitet sein.“ Es gebe einen Konsens, dass ein Auseinanderbrechen der Eurozone kurz- oder mittelfristig mehr kosten werde, als die Krise zu managen. Das Ende des Euros bedeute aber nicht das Ende der Europäischen Union, betonte Tuomioja.

Den Führer der Wahren Finnen, Timo Soini, zitierte das Blatt mit den Worten, es gebe kein Regeln für ein Ausscheiden aus dem Euro. Es sei aber nur eine Frage der Zeit, wann dies geschehe. „Entweder der Süden oder der Norden werden wegbrechen, weil diese Währung eine Zwangsjacke ist, die Millionen ins Elend stürzt und Europas Zukunft zerstört.“ Aber niemand in Europa wolle der erste sein, der aus dem Euro aussteigt, fügte Soini hinzu.

Finnlands Europa-Minister Alexander Stubb widersprach der Darstellung des Außenministers. Wir stehen zu “100 Prozent“ zum Euro, sagte Stubb der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag. Stubb sagte: “Ich will deutlich machen, dass die Spekulationen des Außenministers nicht die Position der Regierung widerspiegeln“.

Unterdessen haben Deutschland und die Niederlande die Südländer der Eurozone zu mehr Haushaltsdisziplin aufgefordert. Sie seien sich einig gewesen, dass nur über eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Haushaltsdisziplin mehr Vertrauen geschaffen werde könne, erklärten Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) und sein niederländischer Kollege Maxime Verhagen am Donnerstag in Den Haag.

Am Morgen hatte sich Rösler gegen weitere Hilfen für Griechenland ausgesprochen. „Es ist jedem klar, dass wir kein weiteres Griechenlandpaket auf den Weg bringen können. Das wollen wir aber auch gar nicht“, sagte er im ARD-„Morgenmagazin“. Das Land müsse vereinbarte Reformen auf den Weg bringen. „Wir sind gerne bereit, bei der Umsetzung von Reformen auch zu helfen“, sagte der Minister.

Ein stärkeres Schrumpfen der griechischen Wirtschaft, das Athen diese Woche vermeldet hatte, hat Spekulationen befeuert, dass das Land mehr Hilfe braucht. In der nächsten Woche kommt deshalb Premier Antonis Samaras nach Berlin und Paris, um eine Streckung des Sparprogramms zu erreichen.

Rösler ist auf der Suche nach Verbündeten in Europa für seine Position. Am Dienstag war er deshalb bereits in Estland und Finnland. Die Niederlande gehören neben Deutschland zu den wenigen verbliebenen Euroländern mit einer Top-Kreditwürdigkeit und dringen in der Finanzkrise ebenfalls auf Einsparungen. Die Niederländer wählen am 12. September ein neues Parlament, nachdem die bisherige Koalitionsregierung am Widerstand der Rechtspopulisten gegen ein EU-konformes Sparprogramm zerbrochen war.

Am Donnerstagabend wollte Rösler nach Polen weiterfliegen, wo er am Freitagmorgen weitere Spitzenpolitiker treffen wollte. Polen hat zwar noch den Zloty, strebt aber weiterhin in die Eurozone. (dapd)

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