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Politik: Schweigen und abwarten

Blair will sich nicht zu Kelly äußern – und sucht weiter nach Iraks Waffen

Es war Tony Blairs erste große Pressekonferenz seit der Krise um den Selbstmord des Regierungsbeamten David Kelly. Der britische Premier gab sich auffallend nachdenklich und zögerlich. Fragen zur Affäre um den Biowaffenexperten Kelly oder zum Streit mit der BBC wich er ganz aus. Zunächst müssten die Ergebnisse der richterlichen Untersuchung abgewartet werden, sagte Blair. Lordrichter James Hutton eröffnet am Freitag offiziell seine Untersuchung. Notfalls will Blair zur Vernehmung seinen Urlaub unterbrechen. Doch dürfte Hutton die Anhörungen zunächst zwei Wochen aussetzen. Kelly soll am kommenden Mittwoch in der Nähe seines Heimatortes Southmore beigesetzt werden. Zur Zukunft von Kommunikationsdirektor Alastair Campbell, der im Zusammenhang mit der Affäre um Kelly in die Kritik geraten war, wollte Blair nicht Stellung nehmen.

Auch die Frage, ob er zurücktreten werde, wenn keine Massenvernichtungswaffen im Irak gefunden würden, beantwortete Blair nicht direkt. Er verwies stattdessen auf die von den USA geführte Gruppe von Waffenexperten, die derzeit im Irak nach Beweisen für Massenvernichtungswaffen sucht: „Warten wir ab, bis sie ihren Bericht vorlegt.“

Nichts habe sich aber an seiner leidenschaftlichen Entschlossenheit geändert, Massenvernichtungswaffen in der Welt zu beseitigen, betonte Blair: „Sie sind die Sicherheitsbedrohung des 21. Jahrhunderts.“ Die Geheimdienstberichte über Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen waren nach Blairs Überzeugung korrekt und der Krieg gegen Saddam Hussein damit gerechtfertigt. „Die Ansicht, Saddam Hussein habe keine Massenvernichtungswaffen, war immer schon bizarr“, sagte Blair auf seiner Pressekonferenz in Downing Street Nummer 10. Wegen des Krieges werde der Irak ein besseres Land werden.

Blair räumte allerdings ein, dass er das Vertrauen der Briten wiedergewinnen und beweisen müsse, dass der Krieg richtig war. Eine „Periode des Nachdenkens“ für alle Beteiligten, Politiker und die Presse, sei angeraten. „Dazu eignen sich die Ferien sicher“, sagte der Premier. Am Wochenende wollen die Blairs ihren dreiwöchigen Sommerurlaub in den Barbados antreten.

Am Samstag wird Blair der am längsten amtierende Labour-Premier der Geschichte sein. Dabei will er es jedoch keineswegs bewenden lassen. Eine dritte Amtszeit scheint der zunehmend umstrittene Labour-Reformer fest im Visier zu haben. Es gebe noch einen „riesigen Job zu tun“, betonte er: „Mein Appetit dafür ist so groß wie je.“ Urlaubsreif wirkte er am Mittwoch aber schon.

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