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Politik: Schwere Zeiten für schwere Karossen?

Paris und Berlin streiten über die Schadstoffwerte von Neuwagen in der EU

Berlin - Europas Autohersteller schauen nach Brüssel. Dort will die EU-Kommission voraussichtlich am 19. Dezember eine Richtlinie vorlegen, mit deren Hilfe der Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) bei Autos reduziert werden soll. EU-Umweltkommissar Stavros Dimas hat bereits versichert, dass die neue Richtlinie den Wettbewerb zwischen den einzelnen Autoherstellern in der EU nicht verzerren soll – aber genau eine solche Wettbewerbsverzerrung befürchten die unterschiedlichen Autobauer. Das Problem: Schwere, teure Wagen der Mittel- und Oberklasse, wie sie in Deutschland produziert werden, blasen mehr Kohlendioxid in die Luft als Klein- und Mittelklassewagen französischer und italienischer Hersteller. Vor allem zwischen Berlin und Paris gibt es Gerangel über die Verpflichtungen im Kampf gegen die Erderwärmung, die mit der EU-Richtlinie auf die Autobauer in beiden Ländern zukommen dürften.

Für Frankreich warf sich sogar Nicolas Sarkozy in die Bresche: Der französische Staatschef wandte sich schriftlich an EU- Industriekommissar Günter Verheugen, der an der Vorbereitung der EU-Richtlinie beteiligt ist. Die Kommission will vorschlagen, dass Neuwagen in der EU im Schnitt bis 2012 höchstens 120 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstoßen dürfen. Dabei müssen die Hersteller eine Obergrenze von 130 Gramm durch verbesserte Motorentechnik erreichen – die übrigen zehn Gramm sollen etwa durch den Einsatz von Biosprit eingespart werden. Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) und Agrarminister Horst Seehofer (CSU) kündigten in Berlin an, dass die Beimischung von Biosprit im Benzin und Diesel bis 2010 von fünf auf zehn Prozent steigen soll.

Derzeit arbeitet die EU-Kommission an den Details der CO2-Autorichtlinie. In der vergangenen Woche forderte Frankreichs Umweltminister Jean-Louis Borloo, dass die Hersteller schwerer Karossen, wie sie vor allem in Deutschland gebaut werden, einen vergleichsweise größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten müssten als die Produzenten von Klein- und Mittelklassewagen. Derartige Forderungen wies Gabriel zurück: „Wir sind dafür, dass alle ihren Beitrag leisten.“

Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, Matthias Wissmann, sagte dem Tagesspiegel, hinter der Forderung, insbesondere große Pkw beim Kampf gegen die Treibhausgase stärker ins Visier zu nehmen, verberge sich eine „versteckte Industriepolitik“. Wissmann gab zwar zu, dass im Premiumsegment besonders große Anstrengungen nötig seien, um den Ausstoß von Schadstoffen und Kohlendioxid zu reduzieren. „Es wäre aber ein großer Fehler, wenn man den Einflüsterungen aus Frankreich und Italien folgen würde.“

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