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Der 67-Jährige war Premierminister Portugals und UN-Flüchtlingskommissar.

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Neuer UN-Generalsekretär: Schwere Zeiten für António Guterres

António Guterres übernimmt einen der schwierigsten Jobs überhaupt. Inmitten globaler Krisen wird er Generalsekretär der Vereinten Nationen.

An Lob mangelt es nicht. Der neue Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, ist eine „wunderbare Wahl“, sagt etwa Vorgänger Ban Ki Moon über seinen Nachfolger. Auch andere Offizielle der Weltorganisation und Politiker auf der ganzen Welt schwärmen von dem 67-jährigen Politfuchs. Der Portugiese sei der richtige Mann für den Job, der als einer der unmöglichsten auf dem internationalen Parkett gilt.

Am Montag legte Guterres in New York vor der UN-Vollversammlung feierlich seinen Amtseid ab. Anfang Januar wird er dann im 38. Stockwerk der UN-Zentrale das Büro des Generalsekretärs beziehen.

Der frühere Premierminister Portugals und Ex-UN-Hochkommissar für Flüchtlinge wird sich in den nächsten fünf Jahren als Krisenmanager beweisen müssen. Etliche Konflikte wie in Syrien stellen die Staatengemeinschaft vor Probleme. Niemals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren mehr Menschen auf der Flucht, niemals seit 1945 brauchten mehr Männer, Frauen und Kinder direkte Hilfe zum Überleben. Die Welt, so sagte es der gläubige Katholik Guterres selbst vor anderthalb Jahren, ist „im Krieg“. Und an dieser Lagebeschreibung hat sich nichts geändert.

Die stärkste Waffe des Generalsekretärs sind Worte

Als Generalsekretär verfügt der studierte Elektroingenieur nicht über eigentliche politische Macht – das Entscheidungszentrum der UN bleibt der Sicherheitsrat mit den fünf Vetomächten an den Schalthebeln. Die stärkste Waffe des Generalsekretärs sind Worte und Überzeugungskraft. „Ich muss allen 193 Mitgliedsländern gleich dienen“, sagte Guterres nach seiner Wahl Mitte Oktober. Doch natürlich muss sich der Sozialdemokrat besonders mit den Schwergewichten arrangieren: allen voran den USA, dem wichtigsten Mitglied des blau-weißen Klubs der Nationen.

Zwar sicherte Noch-US-Präsident Barack Obama dem neuen UN-Generalsekretär „volle Unterstützung“ zu. Doch der kommende Präsident der USA, Donald Trump, hält sich bislang bedeckt. Trump fand noch keine Zeit für ein Treffen mit Guterres, Trump griff nicht einmal zum Telefonhörer. Politisch liegen zwischen beiden Welten. Hier der international völlig unerfahrene Selbstdarsteller, dort der global verdrahtete, polyglotte Staatsmann, der die Kooperation aller Länder beschwört.

Guterres muss aber auch mit den anderen beiden großen Vetomächten im UN- Sicherheitsrat, Russland und China, auskommen. Sowohl Russlands Präsident Wladimir Putin als auch Chinas Präsident Xi Jinping versprachen eine enge Kooperation mit dem neuen Generalsekretär. Doch Russlands Führung zeigte nicht zuletzt beim Syrien-Konflikt, dass sie sich um eine Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen eigentlich kaum schert. Auf António Guterres warten harte fünf Jahre.

Jan Dirk Herbermann

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