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Politik: Seoul nimmt Flüchtlinge aus Nordkorea auf

Die bisher größte Gruppe nordkoreanischer Flüchtlinge ist am Dienstag in Südkorea eingetroffen. Die 200 Nordkoreaner landeten abgeschirmt von der Öffentlichkeit in einem von Südkoreas Regierung gecharterten Flugzeug auf einem Militärflughafen nahe der Hauptstadt Seoul.

Die bisher größte Gruppe nordkoreanischer Flüchtlinge ist am Dienstag in Südkorea eingetroffen. Die 200 Nordkoreaner landeten abgeschirmt von der Öffentlichkeit in einem von Südkoreas Regierung gecharterten Flugzeug auf einem Militärflughafen nahe der Hauptstadt Seoul. Eine zweite Flüchtlingsgruppe mit weiteren mehr als 200 Menschen wird am Mittwoch erwartet.

Nach Angaben der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap hatten die 460 Nordkoreaner zum Teil monatelang in einem asiatischen Drittland auf ihre Ausreise nach Südkorea gewartet. Dabei sollen einige mit Selbstmord gedroht haben, falls ihnen die Ausreise nach Südkorea verweigert werde. Über das Ausreiseland machte die Regierung keine Angaben. Selbst die Ankunft der Nordkoreaner, der größten Flüchtlingsgruppe seit Ende des Koreakriegs (1950 bis 1953), wurde nur indirekt bestätigt. „Ich bestätige nichts. Aber alles läuft glatt“, sagte Südkoreas Außenminister Ban Ki-moon.

Nach Einschätzung südkoreanischer Medien haben sich die Nordkoreaner vermutlich in Vietnam versteckt. Die meisten Flüchtlinge sollen Frauen sein. Das ehemals kommunistische Vietnam unterhält vergleichsweise enge Beziehungen zu Nordkoreas Regime in Pjöngjang und könnte deshalb auf Geheimhaltung bestanden haben. Die Ausreise über Südostasien ist eine der klassischen Fluchtrouten. Erste Station ist dabei China, das mit Nordkorea eine lange und kaum bewachte Landgrenze teilt. Doch die meisten Nordkoreaner versuchen die gefährliche Flucht über ein Drittland. Da China der engste Verbündete Nordkoreas ist, erkennt Peking die Flüchtlinge nicht an. Aufgegriffene Nordkoreaner werden in ihre Heimat abgeschoben, wo ihnen Arbeitslager und Folterstrafen drohen.

Trotz der Gefahren wagen immer mehr Nordkoreaner die Flucht. Unterstützt werden sie dabei von südkoreanischen Menschenrechts- und Kirchengruppen. Immer häufiger sind auch professionelle Fluchthelfer beteiligt. Wie in der Vergangenheit werden die insgesamt 460 Überläufer, die nun nach Seoul einreisen dürfen, vom südkoreanischen Geheimdienst verhört. In einem zweimonatigen Kurs sollen sie anschließend auf das Leben im kapitalistischen Teil Koreas vorbereitet werden.

Harald Maass[Peking]

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