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Serben-General: Mladic verhandelt angeblich mit Behörden

Der wegen Kriegsverbrechen gesuchte bosnisch-serbische General Ratko Mladic verhandelt derzeit angeblich mit den serbischen Behörden. Es geht laut AP um die Bedingungen, unter denen er sich stellen wird.

Belgrad - Der 62-Jährige sei aber noch nicht festgenommen, sagte ein Gewährsmann der Agentur. Die serbische Regierung hatte am Dienstag Berichte über eine Festnahme Mladics dementiert. Solche Meldungen seien "Desinformationen" und "Manipulationen", die die Überstellung von Mladic an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag erschwerten, sagte Regierungssprecher Srdjan Djuric in Belgrad.

Zuvor hatte der bosnische Fernsehsender BN berichtet, dass Mladic im westserbischen Grenzgebiet zu Bosnien festgenommen und sofort zum NATO-Stützpunkt im bosnischen Tuzla geflogen worden sei. Von dort solle er weiter in die Niederlande geflogen werden, hieß es. Aus Westbosnien verlautete am Abend, Mladics Versteck sei umzingelt, es werde mit ihm über einen "freiwillige" Übergabe verhandelt. Eine Bestätigung dafür gab es nicht.

Die Sprecherinnen des UN-Tribunals und der Chefanklägerin Carla Del Ponte wollten die Berichte nicht kommentieren. Das UN-Tribunal bestätigt Verhaftungen von gesuchten Angeklagten in der Regel erst nach den jeweiligen nationalen Behörden oder nachdem die Verhafteten im UN-Gefängnis in Den Haag eingetroffen sind. Auch beim NATO- Stützpunkt Tuzla wurde jede Stellungnahme abgelehnt.

Der wegen Völkermords angeklagte Mladic ist seit einem Jahrzehnt auf der Flucht. Mehrere Versuche, den heute 62-Jährigen festzunehmen, schlugen in den vergangenen Jahren fehl. Wiederholt stellten sich Berichte über eine baldige Festnahme als falsch heraus. Der General lebte zeitweilig unbehelligt in einem Belgrader Vorort und veröffentlichte sogar Bücher - trotz der Beteuerungen der serbischen Behörden, sie wüssten nicht, wo sich Mladic aufhalte. Die EU hat gedroht, die gerade erst begonnenen Verhandlungen über eine Annäherung Serbien-Montenegros an Brüssel einzustellen, sollte Mladic nicht bald gefasst werden.

Mladic ist in Den Haag unter anderem wegen des Massakers an 8000 bosnischen Muslimen in Srebrenica im Jahre 1995 angeklagt. Ihm werden ferner Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung als Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie Geiselnahme vorgeworfen. Mladics Truppen hatten während des Bosnien-Kriegs (1992-95) auch etwa 200 Soldaten der internationalen Friedenstruppen gefangen gehalten und als lebende Schutzschilde gegen Luftangriffe eingesetzt. (tso/dpa)

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