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Politik: Serben richten "Korridore des Terrors" ein

GENF .Während die serbischen Greuel im Kosovo eskalieren, bereitet sich das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) auf den letzten großen Exodus von ethnischen Albanern aus ihrer verwüsteten Heimat vor.

GENF .Während die serbischen Greuel im Kosovo eskalieren, bereitet sich das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) auf den letzten großen Exodus von ethnischen Albanern aus ihrer verwüsteten Heimat vor.Noch befinden sich nach Angaben der Genfer Agentur rund 400 000 potentielle Opfer des Belgrader Regimes im Kosovo.Das ultimative Ziel des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic sei es, auch diese Menschen über die Grenzen zu jagen, sagte UNHCR-Sprecher Kris Janowski in Genf.

Wann ein total entvölkertes Kosovo Realität werde, könne nicht genau prognostiziert werden."Vielleicht in einigen Monaten, vielleicht aber auch schon in wenigen Wochen", sagte Janowski.Vor Ausbruch der serbischen Terrorkampagne gegen die Albaner im Februar vergangenen Jahres lebten rund 1,8 Millionen ethnische Albaner in der Provinz.Bis zum Freitag morgen erreichten weitere 12 000 völlig erschöpfte und verstörte Menschen aus dem Kosovo die Nachbarländer Albanien und Mazedonien sowie die jugoslawische Teilrepublik Montenegro.Tausende weiterer Männer, Frauen und Kinder versuchten, sich dem Zugriff der Serben zu entziehen.Nach Angaben des UN-Flüchtlingswerks berichten die Flüchtlinge über Hinrichtungen, Folter und Brandschatzungen der völlig außer Kontrolle geratenen serbischen Kommandos.

Ein junges albanisches Mädchen aus der Stadt Mitrovica gab an, sie sei die letzte gewesen, die aus der brennenden Stadt getrieben wurde."Überall auf den Straßen lagen Leichen." Anderen Kosovo-Albanern gelang es nur für wenige Stunden, dem serbischen Terror zu entkommen.Ein Zug und mehrere Omnibusse mit Flüchtlingen aus dem Kosovo hätten an der Grenze zu Mazedonien wieder umdrehen müssen - aus ungeklärten Gründen.Über das Schicksal der Vertriebenen herrsche völlige Unklarheit, gab der UNHCR-Sprecher an.Zur Zeit wäre es völlig sinnlos, "über das Errichten humanitärer Korridore im Kosovo zu spekulieren".Vielmehr müsse von "Korridoren des Terrors im Kosovo" gesprochen werden.Doch die Sicherheitskräfte von Milosevic verfolgen offensichtlich die Albaner auch jenseits der Provinzgrenzen.Nach Angaben des UNHCR greifen jugoslawisches Militär und serbische Polizei in Lagern der Teilrepublik Montenegro kosovarische Flüchtlinge auf um sie anschließend zu inhaftieren.

In den Flüchtlingsquartieren Albaniens versucht unterdessen die Internationale Organisation für Migration (IOM) die dort befindlichen 318 000 Kosovo-Albaner mit neuen Identitätspapieren auszustatten.Nach Angaben eines IOM-Sprechers hätten serbische Einheiten und Behörden praktisch alle Flüchtlinge ihrer Pässe beraubt.Die IOM hofft, ihre Hilfsoperation innerhalb von 60 Tagen abgeschlossen zu haben.Insgesamt werden dafür Kosten in Höhe von 3,5 Millionen US-Dollar veranschlagt.Laut IOM erleichtern die Papiere es den Kosovo-Albanern, ausgeflogen zu werden.Bisher haben neun Staaten über 14 000 Flüchtlinge aufgenommen.Nach Deutschland kamen die meisten: rund 9200 Menschen.

JAN DIRK HERBERMANN

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