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Berlusconi

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Silvio Berlusconi: Vermittler und Polarisierer

Der italienische Premier pendelt zwischen Politik und Peinlichkeit. Zur Wahl Obamas leistete sich Berlusconi erneut einen derben verbalen Ausrutscher: "Jung und schön und auch noch braun gebrannt".

Moskau/Rom - Silvio Berlusconi steht im Rampenlicht. Das ist für ihn nicht ungewöhnlich. Doch die beiden Rollen, die er derzeit einnimmt, könnten gegensätzlicher kaum sein. Als politischer Vermittler steht der italienische Premier zur Verfügung, um die Eiszeit zu beenden, die zwischen Kreml und Weißem Haus herrscht. Als sprachlicher Polarisierer firmiert er dagegen in seiner Heimat.

Seit Russlands Krieg gegen Georgien, schreibt die russische Wirtschaftszeitung „Kommersant“, würden beide Präsidenten nicht einmal mehr telefonieren. Berlusconi stehe daher bereit, das gestörte Verhältnis wieder ins Lot zu bringen. Dieses ist so schlecht, dass Präsident Dmitri Medwedew Barack Obama erst mehr als zwölf Stunden nach dessen Wahlsieg gratulierte. Ein erstes Treffen zwischen hochkarätigen Politikern Russlands und der neuen US-Administration soll dennoch vor Obamas Amtsantritt stattfinden. Darüber, so „Kommersant“, habe Berlusconi sich bei seinem Besuch in Moskau Mitte der Woche geeinigt, wo er zunächst mit Medwedew, dann mit seinem Amtskollegen Wladimir Putin zusammentraf. Auch in Washington weiß man um Berlusconis Kontakte nach Moskau. Weniger Freunde hat sich Berlusconi daheim gemacht. Eine Bemerkung über den neu gewählten US-Präsidenten ist auf helle Entrüstung gestoßen. „Barack Obama und Sie“, sagte er zu Medwedew in Moskau, „sie gehören zu einer neuen Generation von Politikern. Mit Obama entwickelt sich da bestimmt eine gute Zusammenarbeit, denn der ist jung und schön und auch noch braun gebrannt.“

„Rassismus!“, schreit es aus den Reihen der Opposition. „Berlusconi hat Italiens Ansehen in der Welt beschädigt! Er soll sich bei Obama entschuldigen!“, verlangt Demokraten-Chef Walter Veltroni, der sich selbst als „Italiens Obama“ betrachtet. Und direkt an Berlusconi gewandt, fügt der aus dem Kongo stammende Abgeordnete Jean-Leonard Touadi hinzu: „Wenn hier einer gebräunt ist, dann Sie! Sie haben die letzte UN-Vollversammlung geschwänzt und sind zur Schönheitskur in eine Wellnessfarm gegangen!“

Das stimmt. Aber Berlusconi nimmt nichts zurück, im Gegenteil: „Was ich gesagt habe, das war eine absolute Schmeichelei gegenüber Obama. Mit Oppositionellen allerdings, die keinen Sinn für Humor haben – mit solchen Blödmännern ist man aufgeschmissen. Die wollen wohl ein Studiendiplom als Arschloch erwerben?“

Berlusconis Äußerung ist via Internet längst weltweit verbreitet – aber von so heftigen Verdammungsrufen wie den italienischen hat man nichts gehört. Es ist ohnehin erstaunlich: Berlusconis Bonmots werden in Italien nur zum Thema, wenn sie politisch verwertbar scheinen. „Scherzt“ Berlusconi hingegen in Pressekonferenzen über die körperlichen Vorzüge anwesender Journalistinnen, regt sich niemand auf. Manche fühlt sich wohl sogar geschmeichelt. win/pak

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