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Kouchner

© AFP

Skandalbuch: Enthüllungen über Frankreichs Außenminister

Der französische Außenminister Bernard Kouchner gerät durch ein Enthüllungsbuch in Misskredit. Der Verdacht: Geschäftemacherei mit afrikanischen Diktatoren.

Der Journalist Pierre Péan wirft Bernard Kouchner, auch Gründer der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, darin vor, öffentliche und private Interessen vermischt zu haben. Dabei geht es um Millionengeschäfte mit dem Präsidenten von Gabun, Omar Bongo, und dessen Schwiegervater, dem kongolesischen Präsidenten Denis Sassou-Nguesso. Kouchner nannte die Vorwürfe "grotesk". Das Buch sei aus "Neid" geschrieben worden. "In manchen Kreisen mag man den Erfolg nicht", erklärte Kouchner dem "Nouvel Observateur" (Donnerstag).

Kouchner ist wegen seines langjährigen humanitären Engagements an allen Brennpunkten der Erde mit Abstand der beliebteste Minister im Kabinett. Als früheres Mitglied der Sozialisten steht er zudem für Nicolas Sarkozys "Öffnung nach links". Allerdings stützt sich Präsident Sarkozy in der Außenpolitik vor allem auf Élysée-Berater und handelt oft an Kouchner vorbei.

Péan wirft Kouchner in dem Buch "Le Monde selon K." ("Die Welt laut K.") vor, 2002 bis 2007 als Berater in Afrika für private Firmen wie Imeda gearbeitet zu haben, während er im Auftrag der Regierung als Chef der Organisation Esther öffentliche Finanzhilfen für medizinische Projekte in Afrika organisierte. Das sei nicht illegal gewesen. Doch Kouchner habe bei Vereinbarungen mit den Regierungen des Kongos oder Gabuns "zwei Hüte" aufgehabt. Deutschland, Österreich und andere Staaten schlossen sich 2004 Esther an.

Die Regierung reagiert erst spät

Péan zufolge erhielten die von Freunden Kouchners geleiteten Beraterfirmen Verträge für 4,6 Millionen Euro von Bongo und Sassou-Nguesso. Der Präsident Kongos sei überzeugt gewesen, dass sein Vertrag mit Imeda Frankreich verpflichte. Er habe 2007 daher Kouchners Staatssekretär Jean-Marie Bockel eine "beeindruckende Einkaufsliste" vorgelegt und Geld für die Klinik von Brazzaville gefordert. Bockel habe abgelehnt. Als der Staatssekretär 2008 auch noch das Ende der "Françafrique", der Gemengelage aus Korruption und Politik zwischen Paris und seinen Ex-Kolonien, gefordert habe, hätten Sassou-Nguesso und Bongo seine Absetzung durchgesetzt. Bockel wurde Staatssekretär für die Veteranen.

Obwohl Buchauszüge schon am Samstag im Nachrichtenmagazin "Marianne" erschienen, reagierte die Regierung zunächst nicht. Stattdessen fragten Regierungsvertreter nach der Finanzierung der Kampagnen der Sozialistin Ségolène Royal. Sarkozys Partei UMP sprach von einer "Abrechnung der Sozialisten" mit Kouchner.

Kouchner erklärte dem "Nouvel Observateur": "Manche Kreise verabscheuen mich. Welche? Mit Sicherheit die Nostalgiker der 30er und 40er Jahre." Er habe "immer legal und transparent" gehandelt. Er sei Berater für Imeda gewesen. "Für drei Jahre Arbeit habe ich pro Monat etwas weniger als 6000 Euro nach Steuern verdient."

Péan hatte sich mit Enthüllungen über die Tätigkeit des späteren Präsidenten François Mitterrand während des Zweiten Weltkrieges, über Korruptionsskandale in Afrika und Affären in der Ölindustrie einen Namen gemacht. (mpr/dpa)

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