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Krsko

© AFP

Slowenien: EU löst Alarm nach Atom-Zwischenfall aus

Zunächst klang die Nachricht alarmierend: Die EU-Kommission gibt Großalarm aufgrund eines Zwischenfalls in einem slowenischen Atomkraftwerk. Mittlerweile geben die Behörden jedoch Entwarnung: Es bestehe keine Gefahr für Menschen oder die Umwelt. Das Kraftwerk wurde kurzfristig heruntergefahren.

Nach einem Zwischenfall im Kühlsystem des slowenischen Atomkraftwerks Krsko hat die EU-Kommission am Mittwoch europaweiten Alarm ausgelöst. Grund: Im Hauptkühlsystem des Kraftwerks ist offenbar Kühlflüssigkeit ausgetreten. Die Sprecherin der slowenischen EU-Ratspräsidentschaft, Maja Kocijancic, betonte, es sei Wasser entwichen, jedoch "kein radioaktives Material". Der slowenische Betreiber des 120 Kilometer von der slowenischen Hauptstadt Ljubljana gelegene Atomkraftwerks in Krsko teilte mit, das Kraftwerk sei präventiv abgeschaltet worden. Das Kraftwerk sei vorsichtshalber "für einige Stunden" heruntergefahren worden, um die Ursache des Fehlers zu finden und zu beheben, erklärte das Unternehmen NEK nach dem Alarm der EU-Kommission. "Eine Notabschaltung war nicht notwendig und die Störung dürfte keine Auswirkungen auf die Umwelt haben", hieß es weiter.

Alarmierung der Öffentlichkeit unnötig

Bislang könne nicht gesagt werden, wie lange das Kraftwerk heruntergefahren bleibe, sagte eine Unternehmenssprechern in Krsko. Zuerst müsse das Leck gefunden und die Reparatur durchgeführt werden. Bei dem Vorfall handele es sich "bloß um eine technische Angelegenheit ohne größere Bedeutung", hieß es aus Kreisen der kroatischen Betreibergesellschaft in Zagreb. Die Störung sei nicht so schwer gewesen, dass eine Alarmierung der Öffentlichkeit nötig gewesen wäre.

Das Atomkraftwerk sollte nach Angaben der EU-Kommission in einen sicheren abgeschalteten Zustand gebracht. Ein Entweichen von Radioaktivität in die Umwelt sei bisher nicht festgestellt worden, teilte die EU-Kommission mit. Nach Angaben der Kommission wurde das Notfallsystem zum Informationsaustausch bei radioaktiven Vorfällen (Ecurie) zur Information aller 27-EU-Staaten eingeschaltet. Bei der Zentrale sei um 17.38 Uhr ein Alarm aus Slowenien eingegangen, nachdem das Entweichen des Kühlwassers in dem Atomkraftwerk bemerkt worden sei, heißt es in der Erklärung weiter. Das Ecurie-System war nach dem schweren Reaktorunfall im sowjetischen Tschernobyl 1987 eingeführt worden.

Bislang wurde keine erhöhte Radioaktivität gemessen

Die deutsche Bundesregierung bat ihre Leitstellen, den Vorfall zu prüfen, und bemühte sich auch nach der Entwarnung der Akw-Betreiber in Slowenien weiter intensiv um Aufklärung, sagte der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller (SPD).

Bis zum Abend wurde weder in Österreich noch in Kroatien eine erhöhte Radioaktivität gemessen, die Messungen gehen aber weiter. Im Augenblick besteht daher nach Ansicht der Experten keine große Gefahr. Die Warnmeldung aus Slowenien lief demnach über das radiologische Warnsystem und ist ein Vorsorgehinweis für den Falle eines möglichen Austritts von Radioaktität.

Das Atomkraftwerk in Krsko wurde im vergangenen November wieder in Betrieb genommen, nachdem es einen Monat für Instandsetzungsarbeiten vom Netz genommen worden war. Während der Arbeit wurde der Reaktor mit weiterer Dämmung versehen, 53 der 121 Brennstoffelemente wurden ausgetauscht. Zur Erhöhung der Sicherheit wurden zudem die technischen Systeme überarbeitet. Das Atomkraftwerk, das Slowenien und dem Nachbarland Kroatien gemeinsam gehört, wurde von dem japanisch-amerikanischen Unternehmen Westinghouse gebaut und ging 1983 ans Netz. Es produziert derzeit 20 Prozent des slowenischen und 15 Prozent des kroatischen Strombedarfs. Das Akw gilt auch wegen seines Standortes auf einer Erdbebenlinie als unsicher. (sba/AFP)

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