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© dpa

Sommerspiele: Poker um Olympische Spiele – Obama fliegt nach Kopenhagen

Barack Obama wird am Freitag in Kopenhagen bei der Entscheidung über die Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2016 als erster amtierender US-Präsident persönlich für eine amerikanische Stadt werben – für Chicago, wo er seine politische Karriere vor 23 Jahren begann und wo seine Frau Michelle geboren wurde.

US-Medien stellen Obamas Entscheidung, persönlich in Kopenhagen aufzutreten, als „kalkuliertes Risiko“ und als „politische Wette“ dar. Es würde in Amerika als Niederlage des Präsidenten empfunden, wenn er sein politisches Gewicht in die Waagschale wirft, aber Chicago die Spiele nicht bekommt.

Zudem verlässt Obama das Land in einer entscheidenden Phase der Auseinandersetzung um die Gesundheitsreform und die künftige Strategie in Afghanistan. Vor zehn Tagen hatte der Präsident die Reise nach Kopenhagen noch abgelehnt. Er sei aus innenpolitischen Gründen in den USA unabkömmlich. Stattdessen sollte First Lady Michelle die Bewerbung ihrer Heimatstadt im Wettbewerb mit Madrid, Rio de Janeiro und Tokio vertreten. Nun fahren beide, Michelle einen Tag früher. Barack Obama werde am Donnerstagabend fliegen, sagte sein Sprecher Robert Gibbs, und im Flugzeug schlafen, um rechtzeitig zur Sitzung am Freitagmorgen in Kopenhagen zu sein, gleich danach zurückfliegen und seine Amtsgeschäfte in Washington wieder aufnehmen.

Das Weiße Haus ist laut Gibbs inzwischen zu der Einschätzung gekommen, das Rennen sei so knapp, dass Obamas persönliches Erscheinen den Ausschlag geben könne. Er habe aber keine Garantie des Olympischen Komitees erhalten, dass Chicago den Zuschlag bekomme. Es gibt unterschiedliche Erklärungen für Obamas Sinneswandel. In Europa verweisen Beobachter auf die Einnahmen aus den Fernsehrechten. Dank neuer Angebote könne das Olympische Komitee bei der Wahl Chicagos mit deutlich mehr Geld rechnen als, zum Beispiel, in Rio de Janeiro. Die Stadt galt lange Zeit als Favorit, weil Südamerika noch nie Austragungsort einer Olympiade war. US-Medien erwähnen diesen finanziellen Aspekt bisher überhaupt nicht.

Das „Wall Street Journal“ lässt durchblicken, Obama habe sich erst für die Reise nach Kopenhagen entschieden, als Chicago in den jüngsten Tagen die Favoritenrolle von Rio de Janeiro übernahm. Das Blatt verweist auf Sportwetten bei internationalen Buchmachern. Als Hauptgrund für die gestiegenen Aussichten Chicagos nennen US-Zeitungen das erfolgreiche Werben um die Stimmen afrikanischer Staaten. Valerie Jarrett, eine strategische Beraterin des Präsidenten und persönliche Freundin beider Obamas aus deren Zeit in Chicago, habe am Rande der UN-Vollversammlung und anderer internationaler Gipfeltreffen mit Vertretern Afrikas gesprochen.

Falls Chicago die Spiele erhält, würden sich die Eröffnungsfeier und viele Wettbewerbe nur wenige Blocks vom Privathaus der Obamas abspielen. Die Stimmung in der Stadt ist geteilt: 47 Prozent wollen die Spiele, 45 Prozent sind dagegen. 

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