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Politik: Spanien erlaubt Homo-Ehe

Madrid - Trotz des monatelangen scharfen Protestes der Kirche und konservativer Bewegungen hat das spanische Parlament am Donnerstag die Homo-Ehe mit breiter Mehrheit beschlossen. Schon vom 4.

Madrid - Trotz des monatelangen scharfen Protestes der Kirche und konservativer Bewegungen hat das spanische Parlament am Donnerstag die Homo-Ehe mit breiter Mehrheit beschlossen. Schon vom 4. Juli an können gleichgeschlechtliche Paare in Spanien heiraten. Eine Möglichkeit, die viele Lebensgemeinschaften schon in den nächsten Monaten nutzen wollen. Dem südlichen Land, bisher eine der katholischen Hochburgen Europas, steht also nun so etwas wie ein „rosa Sommer“ bevor. Spanien sei künftig „ein gerechteres Land“, sagte der sozialdemokratische Regierungschef José Luis Zapatero.

Mit dieser Reform des Ehegesetzes stellt sich die bisher als ziemlich konservativ geltende Nation an die Spitze jener Länder, die Eheschließungen zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren erlauben. Mit der ausdrücklichen Billigung, auch Adoptionen von Kindern durch homosexuelle Paare zuzulassen, geht die sozialdemokratische Regierung Spaniens sogar noch weiter als Belgien und Holland, die einzigen beiden europäischen Staaten, die bisher Homo-Ehen legalisiert hatten. Gerade erst erlaubte auch Kanada Homo-Hochzeiten. In anderen Ländern Europas wie etwa Deutschland, Frankreich oder Dänemark können Homosexuelle ihren Bund bisher nur als eheähnliche Gemeinschaft registrieren lassen.

Mit dem endgültigen Beschluss im spanischen Parlament geht ein politisches Gefecht zu Ende, das vor zehn Wochen begann. Mitte April hatte der spanische Kongress die Schlacht eröffnet mit seinem Mehrheitsvotum, Homo- und Heterosexuelle im Eherecht gleichzustellen. Der Vatikan, Spaniens Bischöfe und die konservative Opposition gingen auf die Barrikaden und versuchten mit Unterschriftenlisten sowie Massendemonstrationen diese Reform zu stoppen, die sie als „Unrecht“, „Skandal“ und den „Anfang vom Ende der Familie“ bezeichneten. Immerhin bekamen die Konservativen im Senat, dem spanischen Oberhaus, genügend Stimmen zusammen, um die Homo-Ehe vorübergehend zu blockieren.

Doch der Kongress stimmte nun alle Proteste mit einer Mehrheit von 187 Ja-Stimmen gegen 147 Nein-Stimmen nieder. Die konservative Volkspartei blieb mit ihrer Ablehnung allein. Auch in der Gesellschaft kann sich Spaniens Regierungschef Zapatero offenbar auf eine Mehrheit stützen, die sein Homo-Gesetz gut findet. Umfragen zufolge sind zwei Drittel aller Spanier dafür, gleichgeschlechtlichen Paaren die Eheschließung zu ermöglichen.

Ralph Schulze

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