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Spanien: Nach Anschlag Vermisster in Madrid geborgen

Vier Tage nach dem Anschlag auf den Madrider Flughafen ist einer der beiden Vermissten tot geborgen worden. Der Anschlag deutet nach Medienberichten auf einen Machtkampf innerhalb der separatistischen Eta hin.

Madrid - Bei dem Opfer handele es sich um einen 35-jähriger Ecuadorianer, der in Spanien lebte, teilte das Innenministerium am Mittwoch mit. Rettungskräfte suchten in den Trümmern weiter nach einem ebenfalls vermissten 19-jährigen Ecuadorianer. Der Ecuadorianer ist das erste Todesopfer bei einem Anschlag der baskischen Untergrundorganisation Eta seit 2003. Die Regierung betrachtete danach den Friedensprozess mit der Untergrundorganisation für beendet. Der politische Arm der Eta, die Baskenpartei Batasuna, ist dagegen der Ansicht, dass der Friedensprozess nicht "kaputt" sei.

Die beiden Männer hatten offensichtlich in ihren Autos geschlafen, als die Bombe am Samstag in ihrer Nähe explodierte. Ein Anrufer hatte sich im Namen der Eta zu dem Anschlag bekannt, bei dem 19 weitere Menschen leicht verletzt worden waren. Die Eta-Führung äußerte sich bislang nicht zu den Beweggründen des Anschlags. Ein ranghohes Batasuna-Vertreter betonte jedoch, dass der Anschlag überraschend gekommen sei. Im Herbst sei offenkundig gewesen, dass es eine Krise gebe, sagte Joseba Alvarez vom Exekutivkomitee, dem Führungsgremium der Batasuna. Aber niemand habe davon auf einen Anschlag geschlossen, sagte er dem Rundfunksender Radio Euskadi.

Hardliner scheinen sich durchgesetzt zu haben

Laut einem Zeitungsbericht setzten sich vor dem Anschlag die Verfechter einer harten Linie innerhalb der baskischen Untergrundorganisation durch. Der Chef der Organisation, Josu Ternera, sei im Streit mit dem Führer des militärischen Arms, Garikoitz Aspiazu, unterlegen, berichtete die konservative spanische Tageszeitung "ABC" unter Berufung auf Anti-Terrorismuskreise. Ternera habe 72 Stunden vor dem Anschlag am Samstag Kontakt zu dem Chef von Batasuna, dem politischen Arm der Eta, gehabt, ohne einen bevorstehenden Anschlag zu erwähnen. Die Frage sei nun, ob Ternera über die Anschlagspläne informiert gewesen sei und die Regierung im Friedensprozess getäuscht habe.

Auch die regierungsfreundliche Tageszeitung "El Pais" berichtete unter Berufung auf Anti-Terrorismuskreise von einem Machtkampf in der Eta. Das Führungsgremium der Organisation, das Exekutivkomitee, habe während einer Sitzung im August die Befugnisse Terneras in den Gesprächen mit der spanischen Regierung beschränkt, weil er zu wenige Ergebnisse habe vorweisen können, hieß es.

Die Eta kämpfte seit fast vier Jahrzehnten gegen die Zentralregierung in Madrid und für die Unabhängigkeit des Baskenlandes; dabei kamen etwa 850 Menschen ums Leben. Allerdings verübte die Organisation seit 2003 keinen tödlichen Anschlag mehr. Im März erklärte sie einen "dauerhaften Waffenstillstand". Die Regierung kündigte daraufhin einen Dialog an. (tso/AFP)

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