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Politik: Spannend bis zum Schluss

Wie Berlin mithalf bei Schalits Freilassung

Berlin - Schnauzbart, kräftige Statur, polyglottes Auftreten – so muss man sich den Deutschen vorstellen, der bei der Vorbereitung der geplanten Freilassung des israelischen Soldaten Gilad Schalit aus der Geiselhaft der radikalislamischen Hamas aus dem Gazastreifen mithalf. Der Mann vom Bundesnachrichtendienst (BND), der in der Öffentlichkeit als „Gerhard Conrad“ bezeichnet wird, spielte eine nicht ganz unwesentliche Rolle bei der Einfädelung des bevorstehenden Austauschs Schalits gegen insgesamt 1027 palästinensische Häftlinge.

Vor zweieinhalb Jahren sei das Anliegen an den BND herangetragen worden, beim Austausch Schalits gegen palästinensische Häftlinge zusammen mit Ägypten zu vermitteln, hieß es aus Sicherheitskreisen. Zuvor habe es bereits indirekte Verhandlungen zwischen Hamas und Israel unter ägyptischer Vermittlung gegeben, die bereits unmittelbar nach der Entführung Schalits im Juni 2006 begonnen hatten. Bereits 2007 habe zwischen beiden Seiten die Freilassung von 1000 palästinensischen Häftlingen im Austausch gegen Schalit zur Diskussion gestanden.

Immer wieder gab es Rückschläge bei den Bemühungen um die Freilassung Schalits: Im März 2009 seien die Verhandlungen noch vor den israelischen Parlamentswahlen zusammengebrochen; Ende 2009 habe ein erster vollständiger Vertragsentwurf über den Austausch nicht die Billigung der Hamas-Entscheidungsgremien gefunden. Ein gutes Jahr später habe der Sturz des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak den Vermittlern einen Strich durch die Rechnung gemacht – die politischen Rahmenbedingungen hätten sich für alle Seiten geändert, auf ägyptischer Seite habe ein neuer Verhandlungsführer gefunden werden müssen. Dass die erneuten Vermittlungsbemühungen in der Weiterentwicklung des bisher erzielten Ergebnisses in den letzten Monaten zum abschließenden Erfolg geführt hätten, sei in erster Linie das Verdienst der neuen ägyptischen Verhandlungsführer gewesen.

Der Austausch Schalits gegen zunächst 450 männliche und 27 weibliche palästinensische Häftlinge werde voraussichtlich „spätestens in der zweiten Hälfte der nächsten Woche“ vollzogen sein, hieß es aus Sicherheitskreisen weiter. Am eigentlichen Austausch seien deutsche Stellen nicht beteiligt. Spekulationen, wonach Schalit nach seiner geplanten Ankunft in Ägypten zunächst nach Deutschland geflogen werden solle, seien falsch. Der exakte Zeitpunkt der Übergabe Schalits an die ägyptischen Behörden werde vermutlich wegen der fragilen Sicherheitslage im Gazastreifen bewusst offen gehalten, um sicherzustellen, dass der Soldat sicher ans Ziel gelange. Albrecht Meier

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