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Politik: SPD in Bayern: Der designierte Parteichef Hoderlein will die internen Querelen beenden - "Regierungsbeteiligung frühestens 2008"

Wieder will einer versuchen, die Sozialdemokraten im Land der CSU aus dem Jammertal führen. Dabei sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: SPD 28,7 Prozent der Wählerstimmen, CDU 52,9 Prozent - ein ungleicher Kampf.

Wieder will einer versuchen, die Sozialdemokraten im Land der CSU aus dem Jammertal führen. Dabei sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: SPD 28,7 Prozent der Wählerstimmen, CDU 52,9 Prozent - ein ungleicher Kampf. Trotzdem stellt sich Wolfgang Hoderlein, der bisherige SPD-Generalsekretär, der Auseinandersetzung und schwört seine Genossen darauf ein, den langfristigen Erfolg zu suchen. Er soll am 23. September auf einem Parteitag zum Nachfolger von Renate Schmidt gewählt werden. Der gelernte Lehrer ist der einzige Kandidat, nachdem sein Kontrahent Ludwig Stiegler aufgegeben hat. Eine Woche lang hatten sie sich zuvor auf Tournee durch alle sieben bayerischen Regierungsbezirke begeben, haben sich der Parteibasis vorgestellt und um Zustimmung für ihre Vorstellungen geworben. Zu Schmidts Nachfolger als Oppositionsführer im Landtag hat die Fraktion bereits ihren Stellvertreter, den Münchner Franz Maget bestimmt. Parteivorsitzender aber will Maget nicht werden.

Der 47 Jahre alte Oberfranke Wolfgang Hoderlein, seit vier Jahren Generalsekretär, rät seiner Partei, sich von ihrer Profillosigkeit zu befreien, indem sie sich auf wenige Schwerpunkte konzentriert. Soziale Gerechtigkeit, Wirtschafts- und Bildungspolitik seien dazu geeignet, neue Wähler für die SPD zu gewinnen. Auch deren regionale Interessen möchte Hoderlein berücksichtigt wissen. Außerdem macht er sich für eine Verbesserung der Parteistruktur stark. "Wir sind in den Rathäusern erfolgreich und jetzt auch in der Bundesregierung", sucht Hoderlein seinen bayerischen Genossen neuen Mut zu machen. Immerhin stelle die SPD in Bayern 23 Oberbürgermeister - mehr als die CSU.

Aus der Parteibasis heraus war nicht einmal ein Murren zu hören, als der Generalsekretär dazu aufrief, mit dem beliebten Spiel endlich aufzuhören, den innerparteilichen Freund mehr anzufeinden als den politischen Gegner. Die Schwarzen aus ihrem weißblauen Himmel zu holen, verspricht Hoderlein nicht. Als Realist könne er nicht sagen: "Hier steht der künftige bayerische Ministerpräsident." Die nächste Wahl findet in Bayern 2003 statt. Danach benötige die Bayern-SPD immer noch "einen langen Atem". Erst 2008 könnten die Voraussetzungen gegeben sein, der CSU die absolute Mehrheit abzunehmen und sich selbst an einer Regierung zu beteiligen. "Katholiken sind zur Demut erzogen", sagt der katholische Oberfranke.

Der Vorsitzende der SPD-Landesgruppe im Bundestag, der 56-jährige Oberpfälzer Ludwig Stiegler, gilt als Vertreter der Linken in der SPD. Der ehemalige Lafontaine-Anhänger und verhinderte Geistliche wollte versuchen, neue Mitglieder zu gewinnen und neue Ortsvereine zu gründen. Während die CSU nahezu überall mit einem örtlichen Vertreter präsent sei, müsse man "50 Kilometer fahren, bis man einen Sozi trifft". In den vergangenen Jahren hat die bayerische SPD 20 000 Mitglieder verloren und zählt zurzeit noch rund 94 000. Doch die Basis mochte das alte Lamentieren nicht mehr hören. Im einzigen Bezirk, in dem über die Kandidaten abgestimmt wurde - der aber zugleich der stärkste ist, in Oberbayern - unterlag Stiegler deutlich mit 57 zu 28 Stimmen. Am Ende der Tournee gab er auf.

Eine Vorentscheidung darüber, wer bei der nächsten Landtagswahl als Herausforderer von Ministerpräsident Edmund Stoiber auftritt, wird mit der Wahl Hoderleins zum Parteichef nicht fallen. Zunächst plant er, mit einer Fünfer-Mannschaft aus ihm, Franz Maget, Ludwig Stiegler, einem herausragenden Kommunalpolitiker und einem noch zu benennenden Generalsekretär aufzutreten. Im Augenblick geht er jedoch noch vor allem Hand in Hand mit Franz Maget. "Nichts läuft mehr ohne meinen Bruder", scherzt Hoderlein. Als Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2003 wird Hoderlein seiner Partei voraussichtlich einen empfehlen, der aus Oberbayern kommt. Dort wird die Wahl entschieden. Nach Lage der Dinge können das nur Franz Maget oder Münchens populärer Oberbürgermeister Christian Ude sein. Der wollte den Parteivorsitz nicht übernehmen. Aber vielleicht muss er nach seiner wahrscheinlichen Wiederwahl 2002 im Jahr darauf doch noch gegen Stoiber antreten.

Rolf Linkenheil

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