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Spendenaffäre: Unicef bemüht sich um Glaubwürdigkeit

Der Vorstand von Unicef Deutschland wirbt nach der Spendenaffäre um neues Vertrauen - mit einem ungewohnt umfangreichen Geschäftsbericht. Der Skandal um überhöhte Honorare für externe Berater hatte die Hilfsorganisation 20 Prozent ihrer Spendeneinnahmen gekostet.

Unicef Deutschland hat mit einem ungewohnt umfangreichen Geschäftsbericht und detaillierten Finanzangaben auf den Vertrauens- und Spendenverlust der vergangenen Monate reagiert. "Wir brauchen wieder das Vertrauen, das hat sehr gelitten in den vergangenen Monaten", betonte der neue Vorsitzende der deutschen Unicef-Sektion, Jürgen Heraeus, am Dienstag in Köln. Mit fast 60 Seiten gibt der Jahresbericht besonders deutlich Auskunft über die Verwendung von Spendengeldern. Während das Jahr 2007 mit 94,7 Millionen Euro Einnahmen noch das drittbeste für Unicef Deutschland war, schlug die Krise - nach Verschwendungsvorwürfen und dem Entzug des Spendensiegels - vor allem in den ersten Monaten 2008 voll zu Buche.

Die Spendeneinnahmen sanken von Dezember 2007 bis Mai 2008 um rund 20 Prozent. Rund 38.000 von 203.000 Fördermitgliedern kehrten Unicef den Rücken. Die Kündigungswelle sei aber gestoppt, erklärte der Mitte April neu gewählte Vorstand. Eine Prognose für das laufende Gesamtjahr könne das UN-Kinderhilfswerk noch nicht geben, da die wichtigste Spendenzeit normalerweise zwischen September und Dezember liege. "Wir sind aber einem guten Weg, viele Kleinspender zurückzuholen", sagte Heraeus. Von den Großspendern - also Firmenpartnern - seien alle im Boot geblieben.

Laut Geschäftsbericht flossen 80,6 Prozent der Einnahmen 2007 in internationale Unicef-Projekte. 19,4 Prozent gingen in Verwaltung, Werbung, Kampagnen- oder Informationsarbeit, was "gutes Mittelfeld" sei. Der Bericht liste alle Einnahmen und Ausgaben "besser, transparenter und klarer nachvollziehbar" auf als in den Vorjahren, betonte Schatzmeisterin Anne Lütkes. Dennoch werde es im September einen weiteren Finanzbericht geben.

"Erschüttert und verunsichert"

Als Sprecherin der 8000 ehrenamtlichen Helfer sagte Vorstandsmitglied Carmen Creutz, mit den Reformen und der neuen Führung blicke die Basis "eigentlich wieder positiv in die Zukunft". Die Ehrenamtlichen seien "erschüttert und verunsichert" gewesen und auch heute noch mit "viel Skepsis in der Bevölkerung konfrontiert."

Kritik an überhöhten Honoraren für externe Berater hatten die Krise Ende November ausgelöst. Künftig soll es bei Unicef Deutschland keine Provisionen mehr geben. "Im Geschäftsbericht 2008 wird die Zahl "null" lauten", sagte Heraeus. Zu den Lehren der vergangenen Monaten gehöre auch die Trennung von Vorstand und Geschäftsführung. Eine entsprechende Satzungsänderung sollte noch am Dienstag beschlossen werden. Der Vorstand zeigte sich auch optimistisch, das im Februar wegen falscher Angaben und Verstößen gegen den Wirtschaftlichkeitsgrundsatz aberkannte Spendensiegel für 2010 zurückzuerhalten. (feh/dpa)

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