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Update

Gestürzter Diktator: Spezialkräfte: Gaddafi im Süden Libyens gesichtet

Eigentlich bleibt dem gestürzten libyschen Staatschef Gaddafi nur noch die Flucht über Niger nach Burkina Faso, das ihm Asyl angeboten hat. Suchtrupps wollen ihn nun auf dem Weg an die Landesgrenze entdeckt haben.

Der ehemalige libysche Machthaber Muammar Gaddafi wurde nach Angaben der Spezialkräfte zu seiner Auffindung zuletzt auf dem Weg zur südlichen Landesgrenze gesichtet. Berichten zufolge habe sich Gaddafi wahrscheinlich vor drei Tagen nahe des Dorfes Ghwat rund 300 Kilometer nördlich der Grenze zu Niger aufgehalten, sagte am Dienstag der Chef der Spezialeinheit, Hischam Buhagiar. Gaddafi habe wohl die umkämpfte Stadt Bani Walid verlassen. Nach Aussagen zahlreicher Zeugen versuche Gaddafi, weiter nach Süden in den Niger oder nach Tschad zu gelangen, fügte Buhagiar hinzu.

Gaddafis Sprecher erklärte, der Untergetauchte befinde sich weiter in seinem Heimatland. Gaddafi sei in Sicherheit und erfreue sich bester Gesundheit, sagte Musssa Ibrahim der Nachrichtenagentur Reuters. Er sei sich der Unterstützung von Millionen von Menschen gewiss - nicht nur in Libyen, sondern in der ganzen arabischen Welt. Gegenüber dem syrischen Fernsehsender Arrai behauptete Ibrahim, der gestürzte Diktator befinde sich „an einem Ort, wo ihn dieses Gesindel nicht findet“. Der 69-Jährige erfreue sich guter Gesundheit, sei „in allerbester Stimmung“, plane Libyen zurückzuerobern und sei bereit, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen.

Das Auftauchen eines ungewöhnlich großen Konvois von mehr als 200 Fahrzeugen in Niger hat am Dienstag Spekulationen über den Verbleibt von Libyens Gaddafi weiter angeheizt. Ob der libysche Revolutionsführer oder einer seiner Söhne an Bord war, ist unbekannt. Andere Mitglieder der Familie, Gaddafis Ehefrau Safiya und Tochter Aischa, sowie die Söhne Mohammed und Hannibal, hatten sich bereits letzte Woche nach Algerien abgesetzt.

Der Konvoi wurde von der Grenze in der praktisch unbewohnten Wüstenregion von Einheiten der nigerischen Armee zunächst bis zur Stadt Agadez eskortiert, einer Hochburg der Tuareg, die Gaddafi in den letzten Jahrzehnten bei ihrem Unabhängigkeitskampf im Niger mit Geld und Waffen unterstützt hatte. Am Dienstag fuhren die libyschen Fahrzeuge dann weiter in Richtung der Hauptstadt Niamey, von wo sie offenbar nach Burkina Faso wollen. Dessen Regierung hatte Gaddafi vor zwei Wochen Asyl angeboten. Beide Staaten sind ehemalige französische Kolonien, die den Nationalen Übergangsrat (NTC) der Aufständischen erst kürzlich offiziell anerkannt haben. Nigers Präsident galt bis zuletzt als Verbündeter Gaddafis. Burkina Faso hatte in der Vergangenheit immer wieder kräftige Finanzhilfen aus Libyen erhalten.

Nigers Außenminister Mohamed Bazoum bestritt in einem AFP-Gespräch, dass sich Gaddafi in dem Konvoi befinde. Es seien zwar „einige Persönlichkeiten“ aus Libyen eingetroffen, darunter aber weder Gaddafi noch einer seiner Söhne. Ähnlich äußerte sich auch das Büro von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy. Die Nato erklärte, es sei nicht die Aufgabe des Bündnisses, „frühere Regimeführer, Söldner oder Militärkommandeure auf ihrer Flucht zu verfolgen“. Ob die Kampfjets den Konvoi tief im Süden Libyens geortet haben oder entkommen ließen, dazu nahm der Sprecher keine Stellung. Das Bündnis erhalte regelmäßig Informationen über Fahrzeuge und Konvois, die in Libyen unterwegs seien. In den vergangenen zwei Wochen habe die Nato zwei Konvois „zerstört“, da sie in Richtung einer bewohnten Gegend unterwegs gewesen seien und eine „Bedrohung“ dargestellt hätten. Militärkreise in Niger allerdings spekulierten, Gaddafi könnte aus Furcht vor Luftangriffen zunächst in einem unauffälligen Auto über die Grenze gekommen sein und vorhaben, erst kurz vor Burkina Faso zu dem Konvoi dazuzustoßen.

Die Wüstenstraße nach Niger ist für Gaddafi inzwischen die wohl letzte Fluchtmöglichkeit, nachdem das Nachbarland Algerien hatte erklären lassen, ein Asyl für den Diktator komme nicht in Betracht. Nach einem Bericht der algerischen Zeitung „El-Watan“, die sich auf höchste Regierungskreise berief, versuchte Gaddafi in den letzten Tagen mehrfach, Präsident Abdelaziz Bouteflika am Telefon zu erreichen. Dieser weigerte sich jedoch, den Anruf des flüchtigen Despoten entgegenzunehmen.

Unterdessen gab es auch am Dienstag bei den Verhandlungen über die Gaddafi-Hochburg Bani Walid keine nennenswerten Fortschritte, weil ein Teil der örtlichen Stammesführer nicht zu einer kampflosen Kapitulation bereit ist. Bani Walid, 150 Kilometer südöstlich von Tripolis, gehört zusammen mit den südlichen Wüstenoasen Al-Jufra und Sebha sowie Gaddafis Geburtsstadt Sirte an der Küste zu den letzten vier libyschen Orten, die nach dem Fall von Tripolis dem gestürzten Despoten noch die Treue halten. Nach Angaben der Aufständischen halten sich die beiden Gaddafi-Söhne Saadi und Mutassim in Bani Walid auf und verhandeln über ihr persönliches Schicksal. (mit Reuters)

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