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Spionage-Vorwürfe: BKA soll Journalisten bespitzelt haben

Das Bundeskriminalamt soll einem Medienbericht zufolge in einer geheimen Aktion zwischen 2002 und 2004 Journalisten eines Politmagazins ausgeforscht haben, um undichte Stellen im BKA zu finden. Herauskam, dass ein Redakteur offenbar mit geheimen Terrorakten handelte.

Hamburg - Bei der Aktion sei es den Ermittlern aber nicht gelungen, die entsprechenden Beamten zu identifizieren, berichtete das NDR-Magazin "Panorama". Im Zuge der Ermittlungen wurde dem Bericht zufolge jedoch deutlich, dass ein Mitarbeiter des betroffenden Magazins "Focus" offenbar einen schwunghaften Handel mit geheimen Terrorakten betrieben habe. Das Bundeskriminalamt (BKA) kündigte an, sich am Donnerstag zu dem Fall äußern zu wollen.

Das BKA ließ laut "Panorama" Journalisten durch den Agenten Werner Mauss ausforschen. Die Operation begann demnach im November 2002. Damals habe der ehemalige Undercover-Agent Mauss beim BKA eine vertrauliche Aussage zu Hinweisen auf eine mögliche Terrorgefahr gemacht. Trotz der Zusicherung auf Vertraulichkeit sei er kurz darauf von "Focus"-Redakteuren angerufen worden, die im Besitz der Aussage gewesen seien. Daraufhin leitete die Staatsanwaltschaft München ein Ermittlungsverfahren wegen Geheimnisverrats gegen BKA-Beamte ein, gegen "Focus"-Redakteure wurde wegen Beihilfe ermittelt.

Nach "Panorama"-Recherchen wurden Millionen von Telefonverbindungsdaten erhoben und ausgewertet, um Kontakte zwischen BKA-Beamten und den Journalisten zu belegen. Auch Observationsteams wurden auf die Journalisten angesetzt.

Redakteur bot Aussage zum Verkauf an

In dem Verfahren sollen laut "Panorama" aber auch dubiose Verhaltensweisen eines "Focus"-Redakteurs aktenkundig geworden sein. So habe der Redakteur dem Agenten Mauss angeboten, er könne seine vertrauliche Aussage vom Markt kaufen, wenn er eine weitere Verbreitung verhindern wolle. Der Vermerk sei im Besitz eines Nachrichtenhändlers, der 5000 Euro dafür verlange. Mauss habe schließlich am 14. November 2002 den Betrag von 4000 Euro an den Journalisten übergeben.

In der Folge kam es dem Bericht zufolge offenbar zu einem schwungvollen Handel mit geheimen Terrorakten. Mauss habe vor dem BKA ausgesagt, er habe von dem Redakteur mehrere geheime Papiere für weitere 18.000 Euro erworben. Zur Herkunft der Verschlusssachen soll er erklärt haben, die Papiere stammten von einem Nachrichtenhändler, der sie wiederum von korrupten Beamten des Bundeskriminalamtes habe. Unklar ist laut "Panorama", ob der Redakteur das Geld selbst behielt oder ob er es weiterleitete.

Der zuständige Oberstaatsanwalt in München bestätigte gegenüber dem Sender ein entsprechendes Verfahren, das im Juni 2004 eingestellt worden sei. Details wollte er demnach aber nicht nennen. Die "Focus"-Chefredaktion lehnte auf "Panorama"-Anfrage eine Stellungnahme ab. (tso/AFP)

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