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Sri Lanka: Deutscher Botschafter übersteht Rebellen-Angriff

Eine Delegation von hochrangigen Diplomaten und Regierungsvertretern ist in Sri Lanka unter Granatenbeschuss geraten. Der deutsche Botschafter kam glimpflich davon.

Colombo/Berlin - Der 62 Jahre alte Diplomat Jürgen Weerth sagte: "Ich bin unverletzt." Der Botschafter gehörte zu einer Delegation von hochrangigen Diplomaten und Regierungsvertretern, die nach dem Aussteigen aus einem Hubschrauber nahe der Stadt Batticaloa unter Beschuss geriet. Weerth sagte, der italienische Botschafter Pio Mariani habe ein Schrapnell in den Kopf bekommen, das herausoperiert werden müsse.

Nach Angaben der Regierung in Colombo wurde US-Botschafter Robert Blake leicht an der Hand verletzt. Weerth sagte, eine Mitarbeiterin von Menschenrechtsminister Mahinda Samarasinghe, der die Diplomaten eingeladen hatte, habe ein Schrapnell im Bein. Nach Angaben der Regierung in Colombo wurden zudem neun Angehörige der Sicherheitskräfte und ein Kind bei dem Granatenbeschuss verletzt. Nach Weerths Angaben explodierten zwei Granaten "maximal 40 Meter" von der Gruppe entfernt.

Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft verurteilte den Angriff als "ernsten Zwischenfall". Notwendig sei ein sofortiges Ende der gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Aufständischen, teilte das Auswärtige Amt in Berlin mit. Die EU rief beide Seiten auf, umgehend an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die deutsche Präsidentschaft unterstrich die Bereitschaft der EU, den Friedensprozess in Sri Lanka weiter zu unterstützen.

LTTE bekennt sich zu Anschlag

Die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) räumten ein, auf den Hubschrauber geschossen zu haben. Sie bedauerten den Vorfall, machten aber die Regierung verantwortlich, weil diese den Flug nicht bei den Rebellen angekündigt habe. Der Hubschrauber sei bei einer Militäreinrichtung gelandet. Weerth betonte dagegen, der Hubschrauber habe auf einem Sportfeld aufgesetzt.

Die Armee hatte die LTTE vor wenigen Wochen aus der Region Vakharai nördlich von Batticaloa vertrieben. Die Diplomaten, darunter auch die Botschafter Frankreichs und Japans wollten sich auf Einladung des Menschenrechtsministers ein Bild von der Lage machen. Die LTTE kämpft für einen unabhängigen Tamilenstaat im Norden und Osten der Insel. Dort sind die Tamilen in der Mehrheit, während die anderen Landesteile vor allem von Singhalesen bevölkert sind.

Waffenstillstand auf dem Papier

Die Gewalt in Sri Lanka eskaliert seit Ende 2005 und kostete seitdem mehr als 4000 Menschen das Leben. Die Regierung und die LTTE schlossen vor fünf Jahren ein Waffenstillstandsabkommen, das nicht aufgekündigt wurde, de facto aber nur noch auf dem Papier besteht. (tso/dpa)

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