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Staatsbesuch: Netanjahu umwirbt Griechenland

Seit die Türkei mit Israel gebrochen hat, sucht Premier Netanjahu neue Partner. In Athen hofft er fündig zu werden.

Benjamin Netanjahu hat es offenbar eilig, die neue Freundschaft zu besiegeln. Schon dreieinhalb Wochen nach dem Besuch des griechischen Premiers Giorgos Papandreou in Jerusalem kam Israels Regierungschef am Montag zu einem zweitägigen Gegenbesuch nach Athen. Seit die Türkei mit Israel gebrochen hat, sucht Netanjahu neue Partner.

Es ist die erste Visite eines israelischen Ministerpräsidenten in Griechenland überhaupt. Traditionell hatte Griechenland in der Vergangenheit engere Beziehungen zu den Arabern als zu Israel. Erst 1993 nahmen beide Länder volle diplomatische Beziehungen auf. Dagegen hatte die Türkei bereits 1949 als erstes muslimisches Land das ein Jahr zuvor gegründete Israel anerkannt. Der Gazakrieg Ende 2008 belastete die Beziehungen aber. Israels Angriff auf das türkische Gaza-Hilfsschiff „Mavi Marmara“, bei dem am 31. Mai neun türkische Aktivisten getötet wurden, führte zum Bruch. Damit verlor Israel den einzigen Verbündeten und militärischen Partner in der Region.

Israelische Kommentatoren spekulieren nun darüber, dass Griechenland diese Rolle übernehmen könne. Bereits 2008 veranstalteten beide Länder ein großes gemeinsames Manöver. Unter dem Codenamen „Glorreicher Spartaner“ übten israelische Kampfpiloten im griechischen Luftraum. Die „New York Times“ sah seinerzeit in dem Manöver die Simulation eines israelischen Luftangriffs auf iranische Atomanlagen. Ende Mai 2010 begann ein weiteres griechisch-israelisches Manöver. Die Griechen stornierten es jedoch umgehend nach dem israelischen Angriff auf die Gaza-Hilfsflotte, zu der auch zwei griechische Schiffe gehörten.

Schon während des Papandreou-Besuchs in Israel und im Gazastreifen wurde deutlich, dass Netanjahu für seine Palästinenserpolitik auch in Athen wenig Verständnis erwarten darf. Für Montagabend hatten linke Organisationen und Gewerkschaften einen Protestmarsch zur israelischen Botschaft angekündigt. Im Gegensatz zum türkischen Premier Erdogan setzt Papandreou aber auf Diplomatie. Griechenland profitiert nicht nur davon, dass jetzt zehntausende israelische Touristen ihre Besuche an der türkischen Riviera absagen und auf die griechischen Inseln reisen. In Athen hofft man auch, in jene Vermittlerrolle schlüpfen zu können, die Erdogan aufgegeben hat.

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