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Stasi-Enthüllung: "Das ändert alles"

Stimmen zu den Stasi-Enthüllungen

Ich habe das nicht für möglich gehalten und habe zuerst an einen Witz gedacht. Allerdings steht Kurras nicht für die Grundproblematik der Studentenunruhen, er hat es vielleicht verstärkt, aber die Protestbewegung ging ja schon vorher los, aber es eskalierte dann natürlich. Man müsste Kurras jetzt befragen und ein neues Buch schreiben über diese deutsche autoritätsfixierte Vita.“

Uwe Timm, Schriftsteller und Ohnesorg-Freund

Das ändert alles. Denn die Studenten sind damals natürlich davon ausgegangen, dass der Staat jetzt auf Menschen schießt, wenn auch in Form eines durchgeknallten Polizisten. Das war ein Schock: dass ein Vertreter des Staates seine Waffe zieht und bei einer Demonstration einen Studenten erschießt. Die Empörung darüber war so groß, dass es die Protestbewegung befördert hat wie kaum ein anderes Ereignis. Die „Bewegung 2. Juni“ hat sich nach diesem Tag benannt. Wenn sich jetzt herausstellt, dass der Schütze ein Vertreter des gegnerischen Staats gewesen ist, dann ändert das die Bewertung grundlegend.“

Stefan Aust, Ex-Chefredakteur des „Spiegel“ und RAF-Experte

Dass der Waffenfanatiker und Polizeibeamte Karl-Heinz Kurras zur DDR gehörte, ein Stasispitzel war, gibt dem Ganzen eine absurde, eine gespenstische Wende. Denn unser ganzer Protest richtete sich gegen ein System, in dem das Dritte Reich nachlebte.“

Oskar Negt, Adorno-Schüler und Soziologie-Professor

Im Kern geht es darum zu klären, ob Kurras – wofür vieles spricht – vorsätzlich geschossen hat und wenn ja, ob er das im Auftrag der Staatssicherheit getan hat.“

Wolfgang Kraushaar, Terrorismusforscher

Wenn die SED-Zugehörigkeit von Kurras bekannt gewesen wäre, hätte das insgesamt ein anderes Licht auf den Fall geworfen. Es stellt sich auch die Frage, ob sich dann die Protestszene anders entwickelt hätte. Ganz sicher wäre die Verwirrung groß gewesen. Auch für mich als Nebenkläger-Vertreter hätten die jetzt bekannt gewordenen Fakten die Prozess-Situation sicherlich verändert. Dass ein Westberliner Polizist für die Stasi arbeitet, konnte man sich damals aber wirklich nicht vorstellen.“

Otto Schily, Ex-Innenminister, Nebenkläger-Vertreter im Ohnesorg-Prozess

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