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Ein Unterstützer des konservative Politikers Nikos Anastasiades feiert auf der Straße.

© Reuters

Update

Stichwahl: Anastasiades ist Zyperns neuer Präsident

Wende auf Zypern: Der konservative Politiker Nikos Anastasiades wird neuer Präsident der von der Staatspleite bedrohten Mittelmeerinsel. Auf ihn warten schwierige Aufgaben.

Der konservative Politiker und Sparkurs-Befürworter Nikos Anastasiades wird neuer Präsident von Zypern. Der 66-Jährige erhielt bei der Stichwahl am Sonntag nach offiziellen Angaben 57,5 Prozent der Stimmen und siegte damit über Ex-Gesundheitsminister Stavros Malas. Erste Aufgabe des neuen Staatschefs wird es sein, ein Hilfspaket der Eurostaaten für das schwer angeschlagene Zypern zu verhandeln.

„Die Krise verlangt nach einem Anführer“ – mit diesem Motto führte Nikos Anastasiadis seinen Wahlkampf. Er hat lange auf eine Kandidatur für das Präsidentenamt in Zypern hinarbeiten müssen. Dass ihn seine Landsleute jetzt, in der schwersten Finanzkrise, zum neuen Staats- und Regierungschef wählten, dürfte ihm eine Genugtuung sein. Aber einfach wird es für ihn nicht.

Der 66-jährige Anwalt Anastasiadis ist ein politisches Urgestein. Von der Jugendorganisation der konservativen Demokratischen Sammlungsbewegung (Disy) stieg er Stufe für Stufe in der Partei auf, bis er 1997 zum Vorsitzenden gewählt wurde. Seit 1981 gehört er ununterbrochen dem Inselparlament an. Anastasiadis hat als Disy-Chef Führungsqualitäten bewiesen, ist aber kein charismatischer Politiker, kein Populist, sondern eher ein zurückhaltend auftretender Analytiker. Er scheut sich nicht, auch unbeliebte Positionen zu vertreten, wenn er sie für richtig hält. So kämpfte er 2004 für die Annahme des Annan-Friedensplans, den Vorschlag des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan für eine Wiedervereinigung der seit 1974 geteilten Insel. Doch die Befürworter wie Anastasiadis führten einen aussichtslosen Kampf: In einer Volksabstimmung lehnten die griechischen Zyprer den Plan mit Dreiviertelmehrheit am 24. April 2004 ab – eine Woche bevor Zypern Mitglied der EU wurde.

Zu Anastasiadis’ unbeirrbaren Überzeugungen gehört, dass die Zukunft Zyperns in Europa liegt. Das unterscheidet ihn von seinem Vorgänger Dimitris Christofias. Der Kommunist hatte den EU-Beitritt Zyperns und die Einführung des Euro bekämpft. Wenige Tage vor dem Ende seiner Amtszeit brüskierte Christofias die EU noch einmal, als er bei seinem letzten Auftritt im Europäischen Rat beklagte, Zypern werde von seinen EU-Partnern „verfolgt“ und „in die Enge getrieben“.

Anastasiadis setzt hingegen darauf, die Krise mithilfe der EU zu meistern. Eine andere Wahl hat Zypern auch gar nicht. Anastasiadis setzt auf einen schlankeren öffentlichen Sektor und will Anreize für private Investitionen geben, um die Insel aus der Rezession zu führen.

Im Januar kam Kanzlerin Angela Merkel (CDU) eigens zu einem Treffen der Europäischen Volkspartei auf die Insel, um Anastasiadis den Rücken zu stärken. Sie versprach ihm Hilfe, gab ihm aber keinen Freibrief. Anastasiadis muss nun als Erstes versuchen, die Geldwäschevorwürfe zu entkräften, die er kürzlich im Tagesspiegel als „unfair und völlig übertrieben“ bezeichnete. Der neue Präsident muss die Verhandlungen über das Rettungspaket schnell abschließen, denn dem Staat geht das Geld aus. „Wir haben keine Zeit zu verlieren“, sagt er, „keine Minute“.

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